Der Sternenhimmel des Herbstes beginnt mit einem Drama, welches alljährlich neu aufgeführt wird. Die Story: Die schöne Königstochter Andromeda soll sterben. Sie soll dem Meeresungeheuer Cetus zum Fraß angeboten werden. Am Sternenhimmel hängt sie dabei am geflügelten Pferd Pegasus. Unterhalb des Pegasus treibt sich bei den Fischen bereits der Cetus herum…
Und warum die grausame Götterstrafe? Weil ihre Mutter, die äthiopische Königin Kassiopeia so eitel und hochmütig ist. Da kann selbst ihr Mann Kepheus, König von Äthiopien, nichts machen. Doch der Retter ist unterwegs. Es ist Perseus, der den Kampf mit dem Meeresungeheuer aufnimmt, um Andromeda zu befreien.
Dabei scheinen die antiken Quellen etwas zu verschweigen: Offensichtlich hat Perseus der verzweifelten Kassiopeia etwas zur Aufheiterung mitgebracht: Funkelde Diamanten, ein Herz und sogar einen Embryo! Uns bleiben die Sitten von damals wohl für immer rätselhaft.
Zu bestaunen ist diese frühherbstliche Szene am nördöstlichen Himmel gegen 22:00 Standardbeobachtungszeit. Das Sternbild Kassiopeia, das Himmels-W, steht bereits hoch am Himmel, südlich gelegen folgt die Doppel-Sternenkette der Andromeda und das Herbstviereck des Pegasus. Weit südlich unterhalb des Pegasus und der Fische erkennt man die imposante dreieckige Schwanzflosse des Cetus. Und östlich von der Kassiopeia befindet sich schließlich der Retter Perseus im Anflug.
Doch wie war das mit den mitgebrachten Geschenken? Die funkelden Diamanten sind bereits mit bloßem Auge zu erkennen.
Es handelt sich dabei um den etwa 6800 Lichtjahre entfernten Doppelsternhaufen h und Χ (Chi) Persei zwischen den Sternbildern Kassiopeia und Perseus in der Milchstraße gelegen. Im Teleskop und bei astrofotografischen Aufnahmen zeigen sich viele weitere Sterne, die dem Beobachter in verschiedenen Farben entgegenleuchten.
Das mitgebrachte Herz entpuppt sich als rot leutender Hα- Wasserstoffnebel samt eingebettetem Sternhaufen knapp unterhalb von unserem Doppelsternhaufen h und Χ Persei ; die Nebelschwaden bilden die Umrisse eines Herzens.
Der sog. Herznebel ist etwa 7500 Lichtjahre von der Erde entfernt und trägt die Katalognummern NGC 896 und IC 1805. Er befindet sich zwischen den Sternbildern Kassiopeia, Perseus und der unscheinbaren Giraffe.
Und der Embry0? Dabei handelt es sich ebenfalls um einen Hα-Komplex, knapp westlich vom Herznebel gelegen: Der Embryo-Nebel (IC 1848). Er liegt in unmittelbarar Nachbarschaft des Herznebels im Perseus-Arm unserer Milchstraße. Gelegentlich wird er nach seiner englischen Bezeichnung auch Seelennebel genannt.
Auf dem Foto erkennt man nur den Po des Embryos; für 750 mm Brennweite ist er etwas zu groß.
Wie man sieht, es es ganz schön was los auf unserer Sternenbühne!