Am 5. Kurstag hofften wir bis zum Start um 19:30 auf einen klaren Sternenhimmel. Immer wieder wechselten sich Sonne und dichte Wolken ab. Sicherheitshalber sollte jeder warme Sachen dabeihaben, falls es hinaus geht in die freie Natur auf unseren Beobachtungsplatz. Doch zunächst sah es danach nicht aus. Punktlich um 19:30 zog sich der Himmel fast komplett zu. Skeptische Blicke auf die Wetter-Apps zeigten, das wir mal wieder direkt an einer Wettegrenze lagen. Im Süden klar und im Norden bedeckt. Trotzdem wagten wir den Weg hinaus zum Beobachtungsplatz – wer will schon mit dicken Klamotten im Klassenraum sitzen und schwitzen?
Als wir dort eintrafen, war der Himmel immer noch zum großen Teil bedeckt. Allerdings begann es von Süden her aufzuklaren; immer mehr Sterne traten aus dem Dunst der Wolken hervor. Um die Gelegenheit gleich auszunutzen, begannen wir mit einer Sternenführung, denn nun war das Sommerdreieck, bestehend aus den Sternen Deneb im Schwan, Wega in der Leier und Altair im Adler im Westteil des Abendhimmels auszumachen. Noch weiter westlich traten weitere Sternbilder hervor, die sogleich mit unseren Laserpointern markiert wurden: Herkules, Nördliche Krone und der tief am Westhorizont befindliche Bärenhuter mit dem markant orange leuchtenden Hauptstern Arkturus.
Und es wurde tatsächlich immer klarer! Gegen 20:00 schließlich waren die Wolken gänzlich verschwunden und wir konnten unsere Wanderung am Sternenhimmel komplettieren: So wurden im Norden die Sternbilder Großer und Kleiner Bär aufgezeigt (mit Polstern Polaris). Und auch das Sternbild des Drachen, das sich zwischen dem Großen und Kleinen Bären hindurchschlängelt, durfte nicht fehlen. Sogar die Sternschnuppen der Draconiden huschten ab an zu über diesen Himmelsabschnitt. Einige Aaahs! und Ooohs! waren dabei immer im Hintergrund zu hören.
Über dem Nordosthorizont waren schon die Plejaden im Sternbild Stier zu sehen. Hoch oben im Nordosten prangte die Kassiopeia (das Himmels-W), Kepheus und Perseus. Weiter südöstlich schließlich die Andromeda und dann das geflügelte Pferd – der Pegasus. Seine Hauptsterne (Alpheratz, Scheat, Markab und Algenib) bilden das sogenannte Herbstviereck.
Auch das mitgebrachte Schülerteleskop wurde fleißig genutzt, um allen denen Lügen zu strafen, die behaupten, man könne mit einem 70 mm Teleskop nichts anfangen! Denn mit diesem Gerät konnten wir die berühmtesten Objekte des früh-herbstlichen Abendhimmels bewundern: Der Kugelsternhaufen M13 im Herkules, der Doppelsternhaufen H&Chi Persei zwischen den Sternbildern Kassiopeia und Perseus, die Plejaden im Stier und schließlich die Andromedagalaxie im gleichnamigen Sternbild Andromeda. Auch Detlevs Fernglas leistete bei der Sternenwanderung gute Dienste.
Die Windstille, die noch relativ milden Temperaturen und der mitgebrachte heiße Tee taten ihr Übriges, damit alle Teilnehmer bis zum Schluss durchhielten. Wer weiss, wann es dazu wieder die nächste Gelegenheit gibt?