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Messier 64
Messier 64 – Blackeye-Galaxie im Haar der Berenike, Entfernung ca. 17.3 Mio. Lichtjahre

Am 10. und letzten Kurstag gab es neben der zusammenfassenden Slideshow der letzten Kurswochen auch einen virtuellen Blick in den Sternenhimmel des kommenden Frühlings und ein letztes Sternbild der Woche, welches die Teilnehmer wieder erraten mussten.

Das zunächst geheim gehaltene Sternbild war allerdings schnell an die Tafel gemalt; denn es hatte nur drei Sterne bzw. 2 Verbindungslinien in einem fast rechten Winkel. Nach anfänglichem Gegrübel, was das wohl darstellen könnte, kam schließlich Detlev auf die Idee: Es müsste sich um das Haar der Berenike handeln…

… womit er natürlich Recht hatte. Obwohl dieses Sternbild recht kompakt ist, kann es doch mit vielen bedeutenden Deep-Sky- Objekten und einer Besonderheit aufwarten, die man in anderen Sternbildern in dieser Fülle vergeblich sucht.

Haar der Berenike zwischen den Sternbildern Bärenhüter (links), Löwe (rechts) und Jungfrau (unten) – Albireo V. 1.4.3

Zunächst einmal grenzt es an das Sternbild Jungfrau und dementsprechend gibt es an seiner Südwestgrenze sehr viele Galaxien zu beobachten, die dem Virgo-Galaxienhaufen zuzuordnen sind: M85, M91, M98, M99 und M100 gehören z.B. dazu.

Außerdem beherbergt es unmittelbar neben seinem Hauptstern den prächtigen Kugelsternhaufen M53. An seiner oberen Winkelkante gibt es zudem ein weiteres Galaxiennest. Es ist der mehr als 1000 Mitglieder zählende Coma-Galaxienhaufen. Er ist jedoch mit ca. 300 Millionen Lichtjahren sehr viel weiter entfernt als die Galaxien des Virgohaufens.

NGC4889 / Comahaufen
NGC4889 mit Coma-Galaxienhaufen

Am westlichen Ende des oberen Winkels gibt es ein weiteres DeepSky-Objekt. Es ist der Coma-Sternhaufen Melotte 111(nicht zu verwechseln mit dem zuvor genannten Coma-Galaxienhaufen!). Er zählt mit ca. 260 Lichtjahren zu den uns nächst gelegenen offenen Sternhaufen und ist mühelos bereits mit dem bloßen Auge zu beobachten.

Als wäre es nicht genug gibt es im oberen Winkel des Sternbilds noch eine weitere Besonderheit: Der Galaktische Nordpol. Denn in dieser Richtung zeigt die Rotationsachse unserer Galaxis. Hier blicken wir quasi senkrecht aus unserer Milchstraßenebene heraus. Keine Staub-. und Gaswolken trüben hier die Sicht – daher auch der besonders weite Blick in den Kosmos; z.B. auf den Coma-Galaxienhaufen.

Doch eine letzte Frage bleibt noch zu klären: Warum ist es das weiblichste aller Sternbilder? Die Beurteilung darüber liegt natürlich im Auge des Betrachters; aber es kommen m. E. ein paar sehr spezifische Dinge zusammen:

Da ist zunächst der Name des Sternbilds. Er geht auf die Gemahlin Berenike des ägyptischen Königs Ptolemäus III. zurück. Sie hatte, wie wohl alle Frauen in allen Kriegszeiten, Angst, dass sie ihrem Mann in einem Feldzug verlieren würde. Berenike wünschte sich so sehr ihren lieben Gatten wohlbehalten zurück, dass sie sogar ihr Haar dafür opfern würde. Als dieser tatsächlich lebend zurückkehrte, schnitt sie sich tatsächlich ihr Haar ab. Die Götter waren von diesem Liebesbeweis so verzückt, dass sie es an den Sternenhimmel erhoben – soweit die Sage.

Doch es gibt noch mehr zu berichten – wovon (nicht nur) Frauen träumen: Kostbarer Schmuck. Und der ist in diesem Sternbild an mehreren Stellen versteckt: Der Hauptstern α Com trägt den Eigennamen Diadem; kein Wunder; denn er gehört der lebensfreundlichen Spektralklasse F5V an und leuchtet wie ein gelber Zirkon. Knapp westlich dieses Hauptsterns befindet sich die Galaxie M64 – auch Blackeye-Galaxie genannt. Das Zentrum der Galaxie ist zum Teil von einer Dunkelwolke umhüllt; es scheint fast so, als würde man in ein Auge mit Lidstrich blicken.

Und weiter nordwestlich dieser Galaxie lässt sich eine weitere, imposante Sterneninsel beobachten: NGC 4565; sie wird auch Needle-Galaxie genannt. Man blickt dabei direkt auf die Kante dieser Welteninsel, die mittig eine gleichmäßige Wölbung, ihrem Bulb, aufweist. Das Glitzern des Staubbandes und der Sterne der Galaxie erinnern mich frappierend an eine mit Edelsteinen bestückte Brosche.

Ich möchte klarstellen, dass ich die o.g. weiblichen Eigenschaften nicht kitschig-klischeehaft gemeint habe, sondern als weibliche Tugenden verstehe. Das Haar der Berenike ist für mich eines der schönsten Sternbilder überhaupt. Es lohnt sich, darin auf Entdeckungsreise zu gehen!