Cookie-freie Webseite: Wir speichern keine Tracking-Daten auf Ihrem Computer!

Gegen 22:00 Uhr ist es bereits dunkel genug, um auch lichtschwache Sternbilder einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Hierzu gehört im Herbst auch der Wassermann. Es ist ein lang gezogenes Sternbild südlich des Himmelsäquators. Sein hellster Stern, Sadalmelik, bringt es gerade mal auf 2.94m. Auch seine Nachbarsternbilder – westlich der Steinbock und östlich der Cetus – sind nicht gerade auffällig.
Und doch hält der Wassermann so einige Überraschungen für uns bereit….

Knapp nördlich von Stern beta Aqr (Sadalsuud) befindet sich das erste imposante Objekt unserer Surftour. Es ist der Kugelsternhaufen M2, der bereits in kleinen Feldstechern zu erkennen ist. Und in noch größeren Optiken scheint er optisch regelrecht zu explodieren.

Kugelsternhaufen Messier 2
Kugelsternhaufen Messier 2 im Sternbild Wassermann. Entfernung ca. 50.000 Lichtjahre. Aufgenommen mit einem Newton-Reflektor bei 1000mm Brennweite.

Kein Wunder, er spielt in der gleichen Liga wie der Herkuleshaufen M13. Kugelsternhaufen Messier 2 (auch NGC 7089) ist stolze 50.000 Lichtjajhre entfernt und besteht aus ca. 100.000 Einzelsternen. Sein Durchmesser beträgt etwa 150 Lichtjahre.

Ein weiterer Kugelsternhaufen, Messier 72, befindet sich südlich von Stern Albali (Epsilon Aqr) nördlich ‚oberhalb‘ des Steinbocks. Er ist jedoch wesentlich kleiner als M2 und auch mit Feldstechern nur schwer zu erkennen. Bei Teleskopen ab 750mm Brennweite sollte er aber bereits gut auffindbar sein.

Kugelsternhaufen M72
Kugelsternhaufen M72 im Sternbild Wassermann. Enfernung ca. 55.000 Lichtjahre

M72 (oder NGC 6981) ist ca. 55.000 Lichtjahre von der Erde entfernt und besitzt einen Durchmesser von nur 100 Lichtjahren.

In unmittelbarer Nachbarschaft von M72 befindet sich der ziemlich helle Saturnnebel NGC 7009. Es handelt sich dabei um einen sogenannten planetarischen Nebel. Diese Objekte sind die Überreste der äußeren Hüllen sterbender Sterne, deren Energievorrat an fusionierbarer Materie verbraucht ist. Diese Nebel sind häufig sehr farbenprächtig, da sie aus mehreren chemischen Elementen bestehen können, etwa Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff oder Kohlenstoff. Das Besondere am Saturnnebel sind die seitlich heraustretenden Materie-Jets, die im Teleskop betrachtet wie ‚Saturnringe‘ aussehen.

Saturnnebel (NGC 7009)
Saturnnebel (NGC 7009) -Planetarischer Nebel. Entfernung ca. 3000 Lichtjahre

Zu dieser Kategorie gehört auch der Helixnebel – auch ‚Auge Gottes‘ genannt (Katalognummer NGC 7293). Er steht der Erde relativ nah; seine Entfernung beträgt ca. 695 Lichtjahre und macht ihn damit zum nächstgelegenen Objekt dieser Klasse. In seinem Inneren ist – zumindest bei fotografischen Aufnahmen –  auch der bläulich leuchtende Zentralstern zu erkennen.

Helixnebel
Helixnebel – NGC 7293, 695 Lj entfernt (Planetarischer Nebel)

Eigentlich handelt es sich bei dem Zentralobjekt nicht um einen richtigen Stern; vielmehr leuchtet dort nur noch der übriggebliebene Kern eines Sterns: Sein ehemaliger Fusionsreaktor. Seine extreme Hitze (z.T. mehr als 50.000 °C)  erzeugt eine sehr energiereiche Strahlung, die das Plasma noch in mehreren Lichtjahren Entfernung zum Leuchten und Expandieren bringen kann.

Da das Sternbild des Wassermanns auch Teil des Tierkreises ist, wird er einmal jährlich von der Sonne besucht. Sie durchläuft es jeden Februar auf ihrer aufsteigenden Winter/Frühlingsbahn. Doch auch andere Planeten unseres Sonnensystems können sich im Wassermann aufhalten. Zur Zeit ist es Neptun; der fernste Gasriese unter unseren Planeten. Er hat eine Sonnendistanz von ca. 4.5 Milliarden Kilometern; das entspricht etwa 30 Astronomischen Einheiten (Entfernung Sonne – Erde). Visuell aufzufinden ist er nordöstlich von Stern Hydor im Bereich des Südknicks des Wassermanns. Erst im Vormonat durchschritt die Erde die Oppositionsstellung zum Neptun, so dass er die jährlich geringste Entfernung zur Erde einnahm (aber immer noch mehr als 4.3 Mrd. km).

Planet Neptun mit Mond Triton (oben rechts an Neptun angeheftet)

Neptun kann mit amateurastronomischen Geräten gut beobachtet werden; durch seine exorbitante Distanz ist ein Planetenscheibchen allerdings nur minimal auszumachen. Erst recht sind Wolkenbänder oder Oberflächenstrukturen für uns Astro-Surfer verborgen. Was wir jedoch fotografisch erfassen können, ist seine geheimnisvolle bläuliche Färbung und manchmal auch sein größer Mond Triton und unmittelbarer Nachbarschaft.