Im Mai sind die letzten Reste des Winterhimmels verschwunden. Die Sonne steht bereits im Sternbild Stier und strebt langsam auf ihre Höchststellung im Zwilling zu. Der Sternenhimmel im Mai ist zwar nicht so reich übersäät mit hellen Sternen wie zum Winter; er ist im Gegensatz hierzu jedoch sehr abwechslungsreich. Denn: Die Milchstraße ist bis zur 2. Nachthälfte an den Rand gedrängt und so kommt der Beobachter in den Genuss des tiefen, ungetrübten Blicks in den Kosmos. Insbesondere der Virgohaufen im Sternbild Jungfrau, die vielen Galaxien im Haar der Berenike, im Löwen und im Sternbild Wasserschlange laden bis zur Mitternachtsstunde zu kurzweiligen Jagdexkursionen auf ferne Welteninseln ein.
Erst in der 2. Nachthälfte erhebt sich die Milchstraße über den Nordosthorizont und mit ihr die Sommersternbilder der Leier und des Schwans. Kameras mit kleinen Brennweiten ermöglichen in dunkleren Gegenden beeindruckende Aufnahmen aus diesem Areal. Für Milchstaßenaufnahmen ist kein Fernrohr erforderlich; lediglich ein Kamerastativ und eine Digitalkamera mit geringem Rauschverhalten auch bei höhreren ISO-Zahlen.
Der Milchstraße voraus laufen die Frühlingssternbilder der nördlichen Krone und des Herkules. Das letztere ist berühmt wegen dem prachtvollen Kugelsternhaufen M13, der in mondloser Nacht freiaugig als kleines Lichtfleckchen erkannt werden kann.
M13 befindet sich auf der westlichen Verbindungslinie der Sterne eta Her und zeta Her, welche die westliche Seite des Herkules-Sternentrapezes markieren. Bereits in Teleskopen mittlerer Größe scheint er regelrecht zu explodieren.
Weiter nördlich, oberhalb der Verbindungsline der Sterne eta Her und pi Her, befindet sich ein weiterer großer Kugelsternhaufen. Es ist M92, der ebenfalls leicht mit kleineren Teleskopen als ausgedehnter Lichtfleck erkannt und z.T. in Einzelsterne aufgelöst werden kann.
Südlich der Krone erkennt man ein auf der Spitze stehendes fast gleichseitiges Sternendreieck. Es ist der Schlangenkopf des Sternbilds Schlange, welches mit dem Sternbild Schlagenträger eine Einheit bildet. Westlich der Krone leuchtet ein heller, rötlicher Stern. Es ist Arkturus, Hauptstern im Sternbild Bärenhüter. Er kann leicht gefunden werden, wenn man den Bogen der Deichsel des Großen Wagens nach Süden hin verlängert.
Die Sterne Arkturus im Bärenhüter, Spica in der Jungfrau und Regulus im Löwen bilden das sogenannte Frühlingsdreieck, welches nun das Wintersechseck abgelöst hat.
Planeten
Unser äußerer Nachbarplanet Mars ist immer noch am Abendhimmel vertreten. Er steht zur Monatsmitte im Sternbild Zwillinge. Durch die zunehmende Entfernung zur Erde büßt er jedoch an Strahlkraft ein. Unser sonneninnerer Nachbar, die Venus, ist noch knapp am Morgenhimmel zu erspähen. Das Venusscheibchen zeigt sich dabei fast voll beleuchtet, wenn auch relativ klein. Sie strebt ihrer bevorstehenden oberen Konjunktion zu, so dass sie demnächst unbeobachtbar mit der Sonne zusammen am Tageshimmel steht.
Riesenplanet Jupiter ist nun Planet der gesamten Nacht und steht bald in Opposition zur Erde. Obwohl er recht weit südlich steht, ist er ein sehr auffälliges Objekt. Ein Blick durch ein einfaches Teleskop zeigt seine gebänderte Oberfläche und seine vier galileischen Monde: Io, Europa, Ganymed und Kallisto.
Auch Saturn folgt dem Reisenplaneten am Himmel. Er ist bereits gut in der 2. Nachthälfte zu beobachten. Seine Erscheinung ist aufgrund der stark südlichen Position jedoch etwas eingeschränkt, da der Horizontdunst wie ein wabernder Schleier wirkt, die viele Details verschluckt.
Noch kurz vor Sonnenaufgang erklimmt Planet Neptun den Osthorizont. Er hat seine Konjunktionsstellung mit der Sonne bereits im Vormonat eingenommen. Seine Beobachtung bleibt jedoch schwierig, da auch die Sonnenaufgänge immer früher einsetzen.
Kometen zur Monatsmitte
In der Nordspitze des Sternbilds Bärenhüter, nördlich beta Boo, befindet sich Komet C/2016 R2 Panstarrs. Er erreicht eine Magnitde von nur ca. 16.2 und ist ein recht schwaches Objekt für dunkle Nächte.
Im Grenzbereich der Sternbilder Großer Bär, Kleiner Löwe und Luchs kann man den Kometen 38P/Stephan-Oterma mit ein Fernrohr aufspüren. Er ist mit einer scheinbaren Magnitude von ca. 16.6 ebenfalls ein schwach leuchtendes Objekt.
Mitte Mai steht Komet C/2018 R3 (Lemmon) am Nordhimmel. Seine Bahn verläuft z.Z. zwischen den Sternbildern Perseus und Kassiopeia. Die Beobachtung ist selbst mit dem Fernrohr nicht einfach, da er nur eine Helligkeit von 14.4 mag aufweist und gegen die zunehmende Nachtaufhellung des Nordhimmel ankämpfen muss.
In der gleichen Gegend, im Sternbild Kassiopeia, ist Komet C/2018 W2 (Africano) anzutreffen. Er ist mit einer scheinbaren Magnitude von 15.5 mag ebenfalls nur ein Fernrohrobjekt.
Sternschnuppen
Der Mai verzeichnet drei Meteorenströme: Die Eta-Aquariden (auch Mai-Aquariden genannt), besitzen Ihren scheinbaren Austrahlungspunkt im Sternbild Wassermann. Sie sind in diesem Monat also nur in den Morgenstunden zu beobachten. Das Maximum fällt auf den 6. Mai; es ist mit bis zu 60 Meteoren pro Stunde zu rechnen.
Die Eta-Lyriden haben ihren Ausstrahlungspunkt im Sternbild Leier. Sie erscheinen zwischen dem 3. und 14. Mai am Himmel. Das wenig stark ausgepräge Maximum fällt auf den 8. Mai; allerdings sind auch dann nicht mehr als 6 Meteore pro Stunde zu erwarten.
Schließlich gibt es in diesem Monat noch die Scorpius-Sagittarius-Meteore, die ihren weit südlich gelegenen Austrahlungspunkt in den Sternbildern Skorpion und Schütze haben. Ihre maximale Intensität entfalten sie um den 20. Mai.
Sonne und Mond
Sonnenaufgang ist zur Monatsmitte im nördlichen Deutschland gegen 05:15 MESZ, Sonnenuntergang um 21:15. Der Sonnenmeridian durchläuft die Sternbilder Giraffe, Perseus, Stier und Eridanus.
Neumond ist am Samstag, den 4. Mai im Sternbild Cetus, Vollmond am Samstag, den 18. Mai im Sternbild Waage.