Der Wintersternenhimmel verschwindet nun Stück für Stück von der Himmelsbühne. Eng über dem Horizont lassen sich noch bis etwa 22:00 Sirius und Beteigeuze erspähen. Auch der Fuhrmann mit der hell strahlenden Capella senkt sich nun bereits tief über den Nordwesthimmel.
Denn in diesem Monat kommt der Frühlingssternenhimmel zu voller Geltung. Direkt über unseren Köpfen hoch im Zenit steht der Große Wagen, ein Teilsternbild des Großen Bären (oder Ursa Major). Hier ist wenig von der Milchstraße zu sehen; denn der Bereich Großer Wagen – Jagdhunde – Haar der Benerike markiert den galaktischen Nordpol. Dieses Himmelsgebiet ist jedoch reich an Galaxien. Denn hier sehen wir über unseren Galaxienpol hinaus in den intergalaktischen Raum; nur wenige Sterne, Nebel und Haufen versperren uns die Sicht.
Auch die galaktischen Begleiter unserer Milchstraße, die Kugelsternhaufen, sind nun gut auszumachen. Sucht man mit dem Feldstecher nach ihnen, wird man in den Frühlingssternbildern Bärenhüter und im Herkules schnell fündig. Hier sind es die berühmten Kugelsternhaufen M3, M13 und M92. Auch astrofotographisch sind sie auch für Anfänger ein Leckerbissen, man benötigt unter dunklen Bedingungen nur wenig Belichtungszeit – etwa 30 Sekunden bis zu einer Minute – um sie ausreichend abbilden zu können.
Doch die Beobachtungsbedingungen verschmälern sich nun Tag für Tag. Jetzt im Mai muss man sich bereits bis um 21:00 Uhr Sommerzeit gedulden, ehe die ersten Sterne am Firmament aufleuchten. Doch in Wirklichkeit sind es eigentlich die Planeten; nämlich Jupiter im Südwesten und Mars im Südosten, die man in der Abenddämmerung zuerst erkennen kann. Erst danach treten im Westen Prokyon, Castor, Pollux und im Osten Wega und Arkturus hervor. Jupiter ist nur noch in der ersten Nachthälfte vertreten; er wird nun von Mars, der bereits im April seine Oppositionsstellung erreichte und von Saturn abgelöst, der gegen Ende Mai seine Opposition einnehmen wird.
Zu der Zeit, wenn Jupiter hinter dem Westhorizot verschwindet, tauchen am Nordosthorizont bereits die ersten Sommersternbilder auf: Schwan, Leier und Skorpion. In der zweiten Nachthälfte spannt sich nun eindruckvoll die Milchstraße fast horizontal über den Nordhorizont, quer von West nach Ost. An wahrhaft erhebender Anblick.