Die Sterne im Juni zu beobachten, ist für die Bewohner der nördlichen Hemisphäre ein mühsames Unterfangen. Denn die Nächte werden nun extrem kurz; bereits um 02:00 Uhr beginnt es im Nordosten wieder zu dämmern und der Nordhorizont bleibt auch die gesamte Nacht über in dämmriges Licht gehüllt. Dennoch lohnt es sich, in der verbleibenden Zeit zwischen Mitternacht und 02:00 am Südosthimmel nach interessanten astronomischen Objekten Ausschau zu halten. Und auch am Tageshimmel ist eine astronomische Attraktion zu bewundern: Am 10. Juni ereignet sich in Nord- und Mitteleuropa eine Sonnenfinsternis!
Im Südosten steht im Juni das leicht einprägsame Sternbild der Nördlichen Krone; ein gleichmäßig geformtes Halbrund aus helleren Sternen und in deren Mitte der Hauptstern – Alphecca oder auch Gemma genannt. Es sieht wirklich aus wie ein königliches Diadem!
Weiter östlich befindet sich das Sternbild Herkules. Es ist zwar recht ausgedehnt; jedoch nur aus schwächeren Sternen bestehend. Berühmt ist der Herkuleshaufen (Messier 13), der sich zwischen den ‚Harnisch-Sternen‘ η und ζ Her befindet. M13 ist der größte und hellste Kugelsternhaufen der nördlichen Hemisphäre und bereits gut mit einem Fernglas zu erkennen; in besonders dunklen Gegenden soll man ihn bereits mit dem bloßem Auge sehen!
Unterhalb des Herkules befindet sich der Schlangenträger mit der nördlichen Schlange, die in einen West- und Ostteil gegliedert ist. Im Schlangenträger und der Schlange befinden sich die weitaus meisten Kugelsternhaufen; denn die Blickrichtung in den Schlangenträger weist nicht direkt ins Zentrum unserer Galaxie, sonder etwas oberhalb. In dieser Region unterhalb und oberhalb des galaktischen Zentrums sind auch die meisten Kugelsternhaufen beheimatet und ziehen dort ihre Bahnen um das Zentrum der Galaxie herum.
Am südlichen Horizontrand steigt das Sternbild des Skorpoins herauf. Es ist aufgrund seines rötlich funkelnden Hauptsterns Antares, ein Sternengigant, sehr auffällig. Wir im Norden erkennen freilich nur den nördlichen Teil mit seinen Scheren. Der Süden – der Skorpionsschwanz – ist uns unter dem Horizont verborgen. Direkt westlich neben Antares ist der Kugelsternhaufen M4 leicht aufzuspüren; ein Ferngals genügt schon. Er ist der uns am nächsten gelegene Kugelsternhaufen in ca. 7000 Lichtjahren Entfernung.
Planeten
Am abendlichen Himmel lässt sich bis zur Mitternachtssunde Planet Mars im Westen beobachten. Er steht zur Zeit im Sternbild Krebs. Zur Monatsmitte ist er knapp westlich des offenen Sternhaufens der Praesepe (M44) zu entdecken. In reizvoller Anblick! Aufgrund der großen Distanz sind auf seiner winzig scheinenden Oberfläche keine Details mehr zu erkennen.
In der zweiten Nachthälfte überschreiten gegen 01:00 Uhr zuerst Saturn und danach Jupiter den Südosthorizont. Sie stehen im Steinbock bzw. im Wassermann – und daher recht tief südlich, was ihre Beobachtung etwas erschweren kann, wenn man darauf aus ist, Oberflächenstrukturen bei hoher Vergrößerung zu beobachten.
Zu Beginn der nautischen Dämmerung erklimmt auch der fernste Planet, Neptun, den Morgenhimmel. Er steht im südwestlichen Teil des Sternbilds Fische im Grenzgebiet zum Wassermann. Seine Beobachtung bleibt jedoch noch schwierig, da er in der zunehmenden Mittsommerdämmerung schnell verblasst.
Erst gegen 03:00 Uhr erscheint Planet Uranus über dem Osthorizont. Bei seiner Beobachtung muss man sich sputen, denn etwa eineinhalb Stunden später ist schon Sonnenaufgang!
Meteorschauer
Die Sternschnuppenlage im Juni ist verhalten. Es gibt zwar einige Ströme, aber sie sind i.a. recht unauffällig, was ihre Fallzahlen (Sternschnuppen pro Stunde) betrifft.
Dem Sternbild Drache scheinen mit 5 Meteoren pro Stunde die Schnuppen der Juni-Draconiden zu entspringen. Sie können aufgrund ihrer weit nördlichen Lage zwar die gesamte Nacht über beobachtet werden, sind aber im aufgehellten Norden recht unauffällig.
Ebenfalls die gesamte Nacht hindurch können die Juni-Lyriden und die Tau-Herkuliden mit ihren Leuchtspuren den Nachthimmel erhellen. Sie haben ihren scheinbaren Ausstrahlungspunkt im Sternbild Leier bzw. Herkules.
Im Sternbild Rabe gibt es ebenfalls Meteor-Aktivität. Hier haben wir es mit den Corviden zu tun, die jedoch recht weit südlich ihre Bahnen ziehen – zusammen mit den Scorpius-Sagittarius-Meteoren zwischen den Sternbildern Schütze und Skorpion und den Libriden, die Ihren Ausstrahlungspunkt im Sternbild Waage besitzen.
Kometen
Zur Monatsmitte gibt es auch im Juni wieder einige Kometen am Himmel zu beobachten. Allerdning sind sie allesamt nur fotografisch erfassbar, da ihre scheinbaren Magnituden zu schwach sind, um sie freiägig beobachten zu können.
Im Grenzgebiet zwischen den Sternbildern Bärenhüter und Haar der Berenike steht Komet C/2020 T2 (Palomar). Er erreicht immerhin eine scheinbare Magnitude von ca. 13.71.
Mitten im Löwen steht Komet C/2020 R4 (ATLAS). Er erreicht voraussichtlich nur eine Magnitude von ca. 17.91.
Komet C/2017 K2 (PANSTARRS) lässt sich zur Monatmitte im nordöstlichen Teil des Sternbilds Herkules beobachten. Er steht dort zwischen den Sternen ι Her und θ Her und erreicht eine Helligkeit von ca. 14.47.
Sonne & Mond & Partielle Sonnenfinsternis am 10. Juni
Die maximale Bedeckung von 18% der Sonne wird in Norddeutschland gegen 12:30 MESZ erreicht werden. Die Ringform der Sonnenfinsternis kann hingegen nur im nördlichen Grönland beobachtet werden.
Vollmond ist am Donnerstag, den 24. Juni im Sternbild Schlangenträger. Diese Nacht, kurz nach der Sommersonnenwende am 21. Juni, wird eine der hellsten Nächte des gesamten Jahres sein. DeepSky-Astrofotografen habe das Nachsehen!
Die Sonne steht am 15. Juni im Sternbild Stier nahe des östlichen Hornsterns Stern zeta Tau. Der Sonnenmeridian durchläuft die Sternbilder Giraffe, Fuhrmann, Stier, Orion und Hase. Sonnenaufgang ist zur Monatsmitte um 04:45 MESZ, Sonnenuntergang gegen 21:50 MESZ.
Neumond ist am Donnerstag, den 10. Juni im Sternbild Stier; an diesem Tag steht er der Sonne so nahe, dass in Mitteleuropa eine partielle Sonnenfinsternis (18% Bedeckung in Norddeutschland) zu beobachten ist! Sie wird zwischen 11:30 MESZ und 13:45 MESZ beobachtbar sein.
Partielle Sonnenfinsternis