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Komet ISON, 13. Nov. 2013

Komet ISON, 13. Nov. 2013

Selten zuvor war eine Himmelserscheinung so erwartungsvoll angekündigt worden. Es sollte ein Jahrtausend-Komet werden; weithin sichtbar; vielleicht sogar am Tage. Die Hoffnungen, die man in diesem Botschafter aus den Weiten unseres Sonnensystems setzte, waren enorm. Denn dieser Komet war seit seiner Entstehung vor 4.7 Milliarden Jahren noch nie in die Nähe der Sonne gelangt. Bestehend aus 100% Urmaterial unseres Sonnensystems: Gestein, gefrorenes Wassereis und gefrorene Gase. Ein kosmisches Projektil von etwa 1-2 km Mächtigkeit.

 

Millionen Jahre vor unserer Zeit

Vor einigen Millionen Jahren zog vermutlich ein Stern dicht an unserer Sonne vorbei. Die Schwankungen des Schwerefeldes innerhalb der Oortschen Wolke, ein Gebilde, welches unser Sonnensystem weit außerhalb der Neptunbahn umschließt, brachten ISON dazu, diesen Platz zu verlassen und seine mehrere Millionen Jahre währende Reise in das Zentrum des Sonnensystems aufzunehmen.

September 2012

Entdeckt wurde er im September 2012 von zwei russischen Astronomen als unscheinbares, aber bewegliches Objekt weit außerhalb der Jupiterbahn. Seitdem seine Flugbahn berechnet werden konnte, ist er von unzähligen Astronomen ins Visier genommen worden und schnell stand fest – das wird ein ganz großes Ding!

Die Berechnungen zeigten, dass dieser Komet einen Höllenritt vor sich hatte: Er war fast auf Kollisionskurs mit unserem Zentralgestiirn – in nicht einmal einem Sonnendurchmesser Abstand würde er an der Sonne vorbeiziehen; eine extreme Bahngeschwindigkeit am Umkehrpunkt der Sonne, dem Perihel, erreichen, um dann wieder zurück ins All, erneut in Richtung Oortsche Wolke geschleudert zu werden – was für ein Lebensperspektive für einen Kometen!

Das Perihel, also der dichteste Abstand von der Sonne, sollte der Komet zwischen dem 28. und 29. November 2013 erreichen. Das ist gleichzeitig der kritischste Punkt seiner Bahn, denn hier wirken enorme Gezeitenkräfte auf ihn ein und es herrschen extreme Temperaturen. Ein hohes Risiko für einen ‚Schmutzigen Schneeball‘, wie Kometen im Fachjargon genannt werden; denn sie bestehen zu einem großen Teil aus Wassereis (man geht übrigens sogar davon aus, dass alles Wasser auf der Erde, in ihren Ozeanen, Meeren, Flüssen, Seen und gefroren als Gletschereis und Schnee, ursprünglich von Kometen stammt, die in der Frühzeit auf die junge Erde eingeschlagen sind).

Zunächst lief alles nach Plan; der Komet verhielt sich bis zum 28. November so, wie es sich Wissenschaftler und Kometenfreaks von ihm erhofft haben: Seine Helligkeit nahm stetig zu und er entwickelte einen Schweif von mehreren Millionen Kilometern Länge. Er konnte bereits mit bloßem Auge am Morgenhimmel gesehen werden – doch dann kam alles anders.

Showdown am 28. November 2013 17:30

ISON näherte sich weiter der Sonne. Doch plötzlich, wenige Stunden vor seinem Perihel, sank seine Helligkeit ab; ein Zeichen, das auf eine Auflösung des Kometenkerns hindeutete. Danach verschwand der Komet hinter der Sonne; unbeobachtbar für die Astronomen. Um 19:30 Mitteleuropäischer Zeit erreichte der Komet, oder was von ihm übrig geblieben war, den sonnennächsten Punkt. Die Temperatur betrug nun mehr als 2500°C. Nach dem Periheldurchgang warteten die Wissenschaftler jedoch vergebens auf ISON. Was sie sahen, war eine glühende Wolke, die statt seiner hinter der Sonne auf der vorberechneten Kometenbahn hervorschoss. Von einem festen Kometenkern war jedoch nichts mehr auszumachen.

29. November – heute

Die Helligkeit der übrig gebliebenen Schutt- und Staubwolke nahm in den folgenden Tagen stetig ab. Innerhalb der Wolke glaubten die Wissenschaftler noch kurz Bruchstücke des Kometen identifizieren zu können; aber auch die lösten sich im Laufe der folgenden Stunden in der Sonnenglut ebenfalls auf.

ISON, der Jahrtausend-Komet, zerstob – und damit alle Hoffnungen auf einen imposanten Adventsstern am Himmel.