Am 7. Tag unseres VHS-Kurses ‚Astronomie‘ war es erfreulicherweise sternklar, obwohl es kurz vorher wie aus Kübeln regnete. Aber die Wetterprognose kündige den Durchzug von weiteren Wolkenfeldern an. Niemand zweifelte daran, dass es innerhalb der nächsten Stunde wieder anfangen wird zu regnen. Sogar Detlev hatte sein Teleskop zu Hause gelassen. Daher nutzten wir nur die erste Hälfte von unseren kostbaren 90 Minuten zu einer ausführlichen Himmelsbeobachtung auf dem Schulhofsgelände.
Vom Sternenhimmel…
Zur Untertützung hatte ich mein lichtstarkes Fernglas dabei, das auf einem Fotostativ montiert war. So konnten wir viele interessante Objekte des Winterhimmels genauer unter die ‚Lupe‘ nehmen: Den Orionnebel M42 im ‚Schwert‘ des Orion, die Plejaden (M45) im Stier, die Praesepe (M44) im unauffälligen Krebs und, breits tief im Westen stehend, unsere Nachbargalaxie – den Andromedanebel M31. Auch die Sternbilder des Winterhimmels wurden am Himmel aufgezeigt. Danach kam der ‚Star‘ der Nacht an die Reihe: Der Riesenplanet Jupiter, der in diesem Monat seine Oppositionsstellung am Himmel einnimmt. Die Erde besitzt nun die kürzeste Distanz zum Gasplaneten, da sie sich in ihrem Jahreslauf genau zwischen ihm und der Sonne befindet. Mit dem Fernglas war auch ein Mond zu erkennen, offensichtlich handelte es sich um den Eismond Kallisto, den entferntesten der Galileischen Monde.
… in die Höhle des Löwen
Nach etwa 45 frostigen Minuten gingen wir wieder ins warme Klassenzimmer. Dort ging es gleich weiter mit dem Sternbild der Woche: Dem Löwen. Es steht nun um Mitternacht hoch im Süden. Obwohl ich es ziemlich zusammengestaucht gezeichnet hatte, errieten es meine Kursteilnehmer nach den ersten Sternen sofort. Bei der Beschreibung der wichtigsten Sterne bzw. Sternsysteme (Regulus [B7V], Denebola [A3V], Zosma [A4V] und das Algieba-System [K1III + G7III]) wurde nun auch besonderen Wert auf ihre Spektral- und Leuchtkraftklassen gelegt; denn diese waren die Themen des letzten Astronomiekurses. Ebenso wurde der Verlauf der Ekliptik, der scheinbaren Bahn der Sonne am Himmel, die nahe am Hauptstern Regulus vorbeiführt, skizziert.
Aber auch die interstellaren Objekte des Löwen kamen nicht zu kurz: Insbesondere das Leo-Triplett; dabei handelt es sich um drei nahe beieinanderstehende Galaxien M65, M66 und NGC 3628 in etwa 35 Millionen Lichtjahren Entfernung. Sie wird auch als M66 Galaxiengruppe bezeichnet. Ihre Gestalten sind bereits durch die gegenseitige Massenanziehung etwas verformt; dies trifft insbesondere auf NGC 3628 zu. Auch eine weitere Galaxiengruppe, bestehend aus M95, M96 und M105 wurde angesprochen.
Gegensätzliches im Löwen
Und es gibt noch 2 Überraschungsgäste im Löwen: Zum einen den unübersehbar hell strahlenden Riesenplaneten Jupiter (unterhalb des Schwanzsterns Denebola gelegen) und einen roten Zwerg namens Wolf 359. Dieser kann aufgrund seiner scheinbaren Magnitude von schwachen 13.8 nur in mittelgroßen Fernrohren erspäht werden. Der dunkelrot leuchtende Stern (er weist nur 0.16 Sonnenradien auf) fällt nicht nur durch eine sehr seltene Sternenklasse auf, sondern er ist ein unmittelbarer Nachbar unserer Sonne in nur etwa 7.8 Lichtjahren Entfernung. Ein Katzensprung für galaktische Maßstäbe!
Das Wetter.
Als der Kurs beendet war, traten wir wieder vor die Schule und blickten in einen weiterhin sternklaren Himmel! Von Wolken keine Spur…