Seien wir Astrofreaks mal ehrlich… Eigentlich macht das Sternegucken auch im Sommer Spaß. Angenehme Temperaturen, keine abgefrorenen Finger am Okular; vorher vielleicht noch ein kühlendes Bad genossen oder direkt vom Grillen zum Spechteln übergegangen – wenn die Nächte nur nicht so hell und so kurz sind! Doch ab Mitte Juli jedoch wendet sich das Blatt…
Nicht etwa, was die Temperaturen angeht; sondern weil es wieder länger dunkel ist, da die Sonne gegen Mitternacht genügend weit unter dem Horizont sinkt und so eine akzeptable Nachtschwärze ermöglicht. Ok – für mehrere Stunden Dauerbelichtung reicht es noch nicht; aber besser als gar nichts!
Hoch über unseren Köpfen spannt sich nun das Band der Milchstraße. Das Sommerdreieck; bestehend aus den Sternen Deneb im Schwan, Altair im Adler und Wega in der Leier, ist nun die ganze Nacht sichtbar. Zwar versperrt uns die Milchstraße den Blick auf ferne Galaxien; aber dafür haben wir, was die momentane Stellung der Erde auf ihrer Bahn um die Sonne betrifft, die beste Beobachtungsposition, um das Geschehen innerhalb der Milchstraße zu bewundern. Und dazu gehören die gigantischen, in vielen Farben leuchtenden Gaswolken unserer Galaxie. In ihnen werden Sterne geboren, und unsere Technik erlaubt es; diesen stürmischen Geburtsphasen ganz nah zu sein. Aber auch die schimmernden Überreste einst in einer Supernova aufgegangener Sterne lassen sich fotographisch erfassen und bewundern.
In unseren Breiten haben wir nur im Sommer die Möglichkeit, einen Blick auf das Geschehen am galaktischen Zentrum zu werfen. Das Sternbild Schütze steht in Richtung dieses Zentrums (etwa 26000 Lichtjahre von der Erde entfernt) und ist voll von Galaktischen Nebeln und Kugelsternhaufen.
Zu meinen Lieblingsobjekten zählen der Lagunennebel (Messier 8) und der Trifidnebel (Messier 20). Sie stehen sehr dicht über dem Südhorizont und sind daher am bestem gegen Mitternacht aufzusuchen, wo sie ihre höchste Stellung über den Horizontdunst erreichen.
Mitten im Sommerdreieck, an der östlichen Flügelspitze im Sternbild Schwan gelegen, gibt es ein ausgedehntes Nebelgebiet, welches von einer Supernova stammt, die vor etwa 15.000-20.000 Jahren die Gletscher Nordeuropas am Ende der letzten Eiszeit erleuchtet hat.
Die dortigen Cirrusnebel sind Überreste der sich immer noch ausdehnenden Explosionswolke und leuchten in den Farben der erbrüteten Elemente (Stickstoff, Kohlenstoff, Sauerstoff) des damaligen Riesensterns.
Und das Beste: Mit jeder Nacht bekommen wir nun etwas mehr an Dunkelheit zurück!