Das Jahr neigt sich allmählich wieder dem Ende zu. Am 21. Dezember erreicht dir Sonne mit 13° Horizonthöhe zur Mittagszeit ihren tiefsten Jahresstand; gleichzeitig beginnt mit diesem Termin der Winter.
Die früh einsetzende Dunkelheit erlaubt es jedoch weiterhin neben den Resten des Frühlings- und Sommerhimmels auch die Herbst- und natürlich die Wintersternbilder zu betrachten; wir haben also fast das gesamte Sternenjahr am Abend- und Nacht- und Morgenhimmel – was zu ausufernden Himmelsexpeditionen verführt…
Der vielfältige Sternenhimmel im Dezember
17:30 Uhr
Am späten Nachmittag und in den frühen Abendstunden können wir sogar noch einige Frühlingssternbilder am Westhorizont ausmachen: Herkules mit seinem fantastischen Kugelsternhaufen M33 und M52 sowie die diademartige Nördliche Krone sind zu dieser Uhrzeit zur Monatsmitte noch gut zu erkennen.
20:30 Uhr
Auch gar nicht so selbstverständlich ist das Sommerdreieck am Abendhimmel noch komplett zu sehen; erst gegen 20:30 Uhr löst es sich auf, da Stern Altair im Sternbild Adler unter dem Westhorizont versinkt. Deneb und Wega hingegen sind zirkumpolar; d.h. sie sind weiterhin sichtbar und wandern im Laufe der Nacht am nördlichen Horizont entlang. Ihre zugehörigen Sternbilder sind dann jedoch z.T. unter dem Nordhorizont verschwunden.
Die typischen Herbststernbilder Pegasus und Andromeda befinden sich nun auf der Westhälfte des Abendhimmels. Die vier Sterne des Rumpfes des Pegasus (Scheat, Markab, Algenib und der zur Andromeda gehörende Sirrah bzw. Alpheratz) markieren das sogenannte Herbstviereck. Sogar Planet Neptun ist noch im Südwesten des Wassermanns knapp südlich Stern λ Aqr (Hydor) auszumachen. Es ist ein interessanter Farbkontrast: Der bläuliche Neptun südlich und der rötlich funkelnde Hydor nördlich.
Auch die Fische stehen im Westhimmel gegen 20:30 Uhr noch in guter Beobachtungsposition. In ihnen dreht der türkisfarbene Planet Uranus seine Runden; er befindet sich im ‚Knick‘ der Fische westlich von Stern ο Psc und nördlich μ Psc.
Der Walfisch mit dem Veränderlichen Mira kulminiert gerade zu dieser Zeit. Wer jedoch freiäugig nach Mira, dem Wunderbaren, Ausschau hält, wird ihn vermutlich vergeblich suchen; denn er befindet sich gerade in einer Dunkelphase – seine Helligkeit variiert nämlich um 8 Größenordnungen (!) zwischen Mag 2 und Mag 10. Er definiert durch sein Helligkeitsverhalten die Klasse der Mirasterne.
22:00 Uhr
Zu unserer Standardbeobachtungszeit um 22:00 Uhr befindet sich Sternbild Perseus direkt im Zenit. Die Wintermilchstraße zieht sich nun von Nordost nach Südwest quer über den Nachthimmel und mit ihr viele weitere helle Sterne und auffällige Sternbilder. So z.B. der Orion, der schon weit über den Osthorizont geklettert ist und leicht an seinen drei Gürtelsternen und den hellsten Hauptsternen Beteigeuze und Rigel erkannt werden kann.
Auch der Stier ist schon fast in den Zenit gestiegen; von oben leuchtet uns der helle Aldebaran entgegen. Ebenso hoch steht Fuhrmann mit der hellen Kapella und etwas weiter östlich die Zwillinge mit ihren Hauptsternen Kastor und Pollux. Tiefer im Osten leuchtet der kleine Hund mit Hauptstern Procyon und tiefer im Südosten der Große Hund mit dem Hauptstern Sirius. Und damit ist das Wintersechseck komplett: Es besteht aus den Sternen Sirius, Rigel, Aldebaran, Kapella, Pollux und Procyon.
Die Zwillinge, die nun die ganze Nacht über zu sehen sind, versorgen uns mit einem besonderen Himmelsspektakel; den hier liegt der scheinbare Augangpunkt des Sternschnuppenregens der Geminiden; deren Aktivität um den 14/15. Dezember ihr Maximum erreicht. Es ist minütlich mit ca. 2 Sternschnuppen zu rechen!
02:00 Uhr
In der zweiten Nachthälfte haben um diese Uhrzeit bereits der Krebs und der Löwe den Osthorizont überwunden; wobei der Löwe bereits zu den ersten Frühlingssternbildern zählt. Auch der Bärenhüter und die Jungfrau sind bereits schemenhaft am Osthorizont auszumachen; wenn auch noch nicht komplett. Dem Zenit nähert sich zu dieser Zeit das markante Sternbild des Großen Bären. Vom kleinen Bären, nahe Stern Kochab, kann es ab und an etwas aufblitzen; denn hier ist der Meteorenstrom der Ursiden aktiv, den gegen Ende des Monats sein Maximum erreicht. Es ist mit etwa 15 Meteoren pro Stunde zu rechnen.
Von Uranus einmal abgesehen, der zu dieser Uhrzeit im Westhorizontdunst verschwindet, ist nun der Himmel von Planeten leergefegt; lediglich Kleinplanet Ceres hält sich zwischen den Sternbildern Krebs und Löwe auf; nahe Stern ε Leo, Algenubi.
06:00
Gegen Morgen erkennen wir am Osthimmel zwei alte Bekannte wieder: Es handelt sich um die Sternbilder des Herkules und der Nördlichen Krone, die wir am Abendhimmel unter den Westhorizont haben verschwinden sehen. Auch die Planeten Mars und Jupiter sind nun tief stehend am Nordosthimmel vertreten. Warten wir noch bis in die bürgerliche Dämmerung hinein, so können wir sogar noch das Revival des Sommerdreiecks erleben; dann erhebt sich auch Stern Altair über den Osthorizont; während Deneb und Wega schon weit nach oben gestiegen sind: Die langen Nächte und kurzen Tage machen’s möglich!
Kometen
Komet C/2016 R2 (PANSTARRS) ist die gesamte Nacht über beobachtbar. Er befindet sich im Sternbild Orion, westlich des Stern γ Ori (Bellatrix). Mit einer Helligkeit von 13.0 ist er jedoch nur ein Objekt für Fernrohre und Astrofotografen.
Komet 62P/Tsuchinshan 1 ist in der 2. Nachthälfte im Sternbild Jungfrau aufzufinden. Er befindet sich zur Monatmitte westlich von Stern ε Vir und östlich der Galaxie M61 und erreicht eine ‚Fernrohrmagnitude‘ von nur etwa 11.5.
Sonne und Mond
Der Sonnenmeridian durchläuft am 15. Dezember die Sternbilder Drache, Herkules und südlicher Schlangenträger zwischen Skorpion und Schütze.
Sonnenaufgang ist am 15. Dezember um 08:28 MEZ und Sonnenuntergang um 15:56 MEZ. Hochstehender Vollmond ist am 1. Advent, den 3. Dezember im Stier nahe am Tor zur Ekliptik (zwischen den Sternhaufen Plejaden und Hyaden). Neumond ist Montag, der 18. Dezember zwischen den Sternbildern Schütze und Schlangenträger.