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Südlicher Himmelsausschnitt - Juni 2019
Der Sternenhimmel im Mai 2019, Albireo V.1.0.0 pre002, Südansicht mit Kugelsternhaufen im Schlangenträger, Schlange und Skorpion

Die Mittsommernacht steht vor der Tür – und damit der astronomische Sommerbeginn. Für die Astronomen unter uns bieten die hellen, kurzen Nächte für die Beobachtung des Sternenhimmels ein nur etwa 2 Stunden schmales Zeitfenster. Diffuse Nebel sind nun immer schwieriger zu beobachten bzw. mit Langzeitbelichtungen abzubilden. Doch es gibt eine bestimmte Kategorie von Himmelsobjekten, die man auch unter diesen Bedingungen noch relativ gut erfassen kann. Zu finden sind Sie in einem bestimmten Sternbild in besonders hoher Anzahl. Es ist ein Sternbild, durch welches die Ekliptik der Sonne verläuft, welches aber trotzdem nicht den Sternkreis-Sternbildern angehörig ist…

Das Sternbild, von dem hier gesprochen wird, ist der Schlangenträger. In ihm steht die Sonne Anfang des Monats Dezember. Es ist gewissermaßen das vernachlässigte 13. Tierkreis-Sternbild und umfasst besonders viele DeepSky-Objekte einer bestimmten Art: Die Kugelsternhaufen. Allein aus dem Messier-Katalog entfallen auf dem Schlangenträger 4 Objekte (M9, M10, M12 und M14). Nimmt man noch die hellsten NGC-Kugelsternhaufen ohne Messier-Nummer hinzu, kommt man auf ein gutes Dutzend. Im zugehörigen Sternbild Schlange sind ebenfalls Kugelsternhaufen angesiedelt; hier ist insbesondere der prächtige M5 hervorzuheben.

Messier 5
Kugelsternhaufen M5 im Sternbild Schlange. Entfernung ca. 25.000 Lj.

Die Kugelsternhaufen sind enge Begleiter unserer Milchstraße und können aus mehreren hunderttausend Einzelsternen bestehen. Es handelt sich überwiegend um sehr alte Sterne; die sich häufig bereits zu Riesensternen aufgebläht haben. Die Distanz verschiedener Kugelsternhaufen zur Erde variiert sehr; sie sind allermeist mehrere zehntausend Lichtjahre entfernt. Blickt man auf des Sternbild des Schlagenträgers und der Schlange, so schaut man in den oberen Bereich des galaktischen Zentrums unserer Milchstraße. Und genau hier, ober- und unterhalb des Milchstraßenkerns, sind besonders viele dieser eigentümlichen Mega-Sternhaufen angesiedelt.

Die Struktur von Kugelsternhaufen ist spährisch. Die Sternendichte steigt bis ins Zentrum kontinuierlich an. Man nimmt an, dass es im Zentrum von Kugelsternhaufen trotz der erhöhten Sternendichte relativ selten zu echten Zusammenstößen von Sternen kommt, da Einzelsterne relativ kompakte Gebilde sind, verglichen mit den Dimensionen des Kernbereiches von Kugelsternhaufen. Doch es gibt Ausnahmen. Manchmal passieren Sterne im Innern von Kugelsternhaufen einander in so geringer Distanz, dass Sie Materie austauschen können und eine neue, seltsame Sternenklasse formen: Die sogenannten Blue Straggler – heiße aktive Blaue Riesen inmitten einer alternden Sternengesellschaft.

Es gibt aber auch noch weitere, sehr interessante Sternbilder zu dieser Jahreszeit; z.B. der am südlichen Horizont stehende Skorpion mit seinem rot flackernden Riesenstern Antares. Er steht nahe des galaktischen Zentrums und kann mit einer Vielzahl galaktischer Objekte aufwarten. Auch der uns nächste Kugelsternhaufen – Messier 4 – befindet sich dort in ca. 7000 Lichtjahren Entfernung; knapp östlich von Hauptstern Antares gelegen. Neben M4 ist auch Kugelsternhaufen M80 im Sternbild Skorpion zu finden. Er steht in einer Entfernung von ca. 33.000 Lichtjahren deutlich im Hintergrund.

Planeten

Sehr auffällig ist im Juni ein Planet, der weit südlich zwischen den Sternbildern Skorpion und Schütze steht. Es ist der Gasriese Jupiter. Er erreicht in diesem Monat am 10. Juni seine Oppositionsstellung. Unsere Erde befindet sich nun genau zwischen ihm und der Sonne; damit weist er die kürzeste Distanz während des gesamten Jahres zu uns auf; viele Oberflächendetails und seine hellsten (galileischen) Monde sind nun gut zu beobachten – auch mit kleineren Fernrohren. Er ist Planet der gesamten Nacht und kann von der Abenddämmerung bis zur Morgendämmerung ausgiebig beobachtet werden.

Auch Ringplanet Saturn wird am Nachthimmel immer prominenter. Er folgt Jupiter weiter östlich im Sternbild Schütze. Hier befindet sich auch Zwergplanet Pluto, der aufgrund seiner geringen Größe und seiner großen Entfernung nur etwas für Spezialisten ist. Während bei Saturn das Planetenscheibchen und seine Ringe bereits in kleinen Instrumenten gut zu erkennen und zu trennen sind, liefert Pluto immer eine punktförmige Gestalt ab – egal mit welchem Amateurinstrument er beobachtet wird.

Der bläulich gefärbte Neptun hat bereits seit einiger Zeit seine Konjuktionsstellung hinter der Sonne verlassen und lässt sich schon am Osthorizont in den frühen Morgenstunden ab 02:30 Uhr MESZ erspähen – bis ihn die früh einsetzende Morgendämmerung den Garaus macht.

Kometen

Die Beobachtung von Kometen ist im Juni nicht einfach, da Ihre schwache Gestalt leicht von der Mitternachtsdämmerung überstrahlt wird. So trifft es z.B. Komet Lemmon (C/2018 R3), der sich im hellen Bereich am Nordhorizont aufhält. Mit einer Magnitude von ca. 15.8 wird er es nicht schaffen, sich vom permanenten nördlichen Dämmerungsschein abzusetzen.

Um die dunkelste Stunde gegen 01:00 MESZ sollte man mit einem Fernrohr nach Komet Flewelling (C/2019 D1) Ausschau halten. Zu finden ist er zur Monatsmitte frühmorgens im Sternbild Pegasus oberhalb der Verbindungsline der Sterne alpha – beta Peg und bildet mit diesen ein etwa gleichseitiges Dreieck. Er wird eine scheinbare Magnitude von ca. 15.8 erreichen. In der gleichen Himmelsgegend, weiter östlich in den Fischen (südöstlich vom Pegasusstern Algenib), hält sich Komet 29P/Schwassmann-Wachmann mit einer Magnitude von ca. 15.3 auf. Das frühmorgendliche Beobachtungsfenster ist für Ihn jedoch noch stärker eingeschränkt; da er rasch in der Morgendämmerung verschwindet.

Meteorenströme

Im Juni sind sechs Meteorenströme bekannt; die meisten sind allerdings relativ schwach ausgeprägt. Es handelt sich dabei um die Scorpius-Sagittarius-Meteore mit weit südlichem Ausstrahlungspunkt zwischen den Sternbildern Schütze und Skorpion, die Tau-Herkuliden im hoch stehenden Herkules, die Libriden im Sternbild Waage, die Juni-Lyriden im Sternbild Leier, die Corviden im südwestlich gelegenen Raben, und die Juni-Draconiden im Sternbild Drache. Bei Letzteren ist mit etwa 5 Meteoren pro Stunde zu rechnen.

Sonne und Mond

Sonnenaufgang ist zur Monatsmitte gegen 4:45 MESZ, Sonnenuntergang um 21:50 MESZ. Der Zustand der astronomischen Dämmerung wird nicht unterschritten; es wird also in der Nacht nicht mehr richtig dunkel. Am Nordhorizont verbleibt ein schwacher Helligkeitssaum, in dem sich manchmal nachtleuchtende Wolken verbergen. Der Sonnenmeridian durchläuft die Sternbilder Fuhrmann, Stier, Orion und Hase.

Neumond ist am Montag, den 3. Juni im Sternbild Stier. Vollmond ist am Montag, den 17. Juni im Sternbild Schlangenträger/Skorpion.