Nicht selten stehen Astronomieneulinge vor der Frage, wie ein Teleskop mit einer parallaktischen Montierung professionell aufgestellt und für die astronomische Beobachtung korrekt eingestellt wird. Bei einer einfachen Gabelmontierung ist das i.a. kein Problem; doch eine parallaktische Montierung mit einem höherwertigen Instrument erfordert etwas mehr Vorbereitung, will man Ihre unbestreitbaren Vorteile richtig ausspielen.
Sind Teleskop und parallaktische* Montierung richtig eingestellt, lässt sich z.B. ein Stern oder Planet mit Hilfe des Sucherfernrohrs zügig auffinden und seine Ost-Westdrift während seiner Beobachtung durch einfache Drehung an der Stundenachse komfortabel ausgleichen; auch bei höheren Vergrößerungen der Hauptoptik. Hierzu sind jedoch zunächst die folgenden Schritte zu beachten:
1. Nordausrichtung der Polachse (oder auch Stundenachse genannt)
Hierzu ist das Stativ mit der parallaktischen Montierung so aufzustellen, dass die Polachse (die Achse, die senkrecht zu der Achse steht, die das Gegengewicht trägt) nach Norden zeigt. Dies kann bei Tage bzw. in der Dämmerung z.B. mit einem Kompass geschehen.
2. Die richtige Neigung der Polachse einstellen
Danach ist die Neigung der Polachse zu überprüfen. Sie muss der geographischen Breite des Beobachtungsortes entsprechen; in Schleswig-Holstein und Hamburg sind das etwa 53°. Dazu ist die entsprechende Klemme an der Montierung zu lösen. Nach Einstellung der Neigung muss sie wieder fest angezogen werden, damit sich diese Teleskopeinstellung nicht wieder verändert. Wird der Beobachtungsort nicht um mehrere hundert Kilometer nach Norden oder Süden verlagert, braucht man diese Einstellung auch später nicht mehr zu verändern; nur gelegentliches Nachprüfen ist sinnvoll.
3. Montierungsebene waagerecht stellen
Nun muss sichergestellt werden, dass die Montierungsebene auch wirklich waage steht. Viele Montierungen verfügen hierzu über eine sog. Libelle, die in der Montierung eingelassen ist und so dessen waagerechte Ausrichtung vereinfacht und präzisiert. Nur wenn die Montierungsebene wirklich waagerecht ausgerichtet ist, weist die Polachse auch tatsächlich mit dem zuvor eingestellten Breitenwinkel noch oben: Direkt auf Polaris – den Nordstern.
4. Das Teleskop ins Gleichgewicht bringen
Nun kann das Gegengewicht angeschraubt und der Tubus in die Aufnahmeschelle gelegt werden. Um eine möglichst leichtgängigen Lauf des Teleskops auf der Montierung zu ermöglichen, muss das Teleskop auf beide Achsen, der Stunden- und der Deklinationsachse – in Waage gebracht werden. Hierzu verschiebt man das Teleskop in der Aufnahmeschelle, bis es in der Deklinationsachse weder nach vorn noch nach hinten kippt. Außerdem ist das Gegengewicht so zu fixieren, dass auch ein Gleichgewicht zwischen Teleskoptubus und Gegengewicht eintritt; dies ist erreicht, wenn weder das Gegengewicht noch das Teleskop an der Stundenachse der Montierung eine Drehung verursachen. Ist das Gleichgewicht an beiden Achsen hergestellt, wird man feststellen können, dass – egal wie schwer das Teleskop ist – es sich butterweich und ohne Kraftaufwand in eine beliebige Himmelsrichtung drehen lässt.
5. Die Einstellung des Suchers – ein Geduldsspiel mit lohnendem Erfolg
Jedes Teleskop, ob nun azimutal oder parallaktisch montiert, besitzt ein kleines Zusatzfernrohr (manchmal auch einen Leuchtpunktsucher), welches am Tubus der Hauptoptik befestigt ist. Es dient der Aufgabe, das Beobachtungsgebiet am Himmel schneller auszufinden. Aufgrund seiner geringen Brennweite hat es ein weitaus größeres Gesichtsfeld als die Hauptoptik; das Zielgebiet (z.B. ein Stern oder Planet) kann damit viel besser erkannt und mit dem Fadenkreuz in die Mitte gebracht werden.
Die Hauptoptik profitiert davon aber nur, wenn das Sucherfernrohr genau parallel zum Tubus, auf dem es montiert ist, ausgerichtet ist. Um dies zu erreichen, sucht man sich am besten bei Tageslicht eine charakeristische Geländemarke am Horizont in mindestens 1-2 km Entfernung und versucht, diese zunächst mit der Hauptoptik einzufangen. Man sollte dazu ein Okular mit möglicht großer Brennweite verwenden, um ein möglichst großes Gesichtsfeld zu haben. Das Aufsuchen der Geländemarke mit der Hauptoptik ist jedoch für den Anfänger nicht ganz einfach, da zum einen beim Blick durch das Teleskop alles auf dem Kopf steht und zu anderen nur ein kleinerer Ausschnitt des Suchgebietes sichtbar ist. Aber mit etwas Geduld hangelt man sich an der Objektumgebung entlang, bis schießlich die Zielposition erreicht ist.
Ist nun das fixe Zielobjekt (z.B. eine Kirchturmspitze) in der Hauptoptik mittig zu sehen (zentriert), so kann man die Stellschrauben an der Stunden- und Deklinationsachse zunächst festziehen und anschließend durch das kleine Sucherfernrohr schauen. Man wird feststellen, dass das in der Hauptoptik zentrierte Objekt im Sucher i.a. nicht zentriert ist. Um das zu erreichen, benutzt man die kleinen Stellschrauben am Sucherfernröhrchen. Ist endlich unsere Kirchturmspitze (oder der Baumwipfel) in der Hauptoptik und im Sucherfernrohr mittig zu sehen und auch die Schrauben des Sucherfernrohrs fest angezogen, hat man ein einsatzbereites astronomisches Teleskop und die Beobachtung kann beginnen!
Sind nun die ersten Sterne zu sehen, sollte man noch schnell über die Polachse der Montierung peilen; sie sollte direkt auf den Polstern weisen; es ist der hellste Stern in der Schwanzspitze des kleinen Bären.
* Anmerkung des Autors: Es gibt eigentlich viele Montierungsarten, die unter dem Begriff ‚parallaktisch‘ fallen. Hier sollen zur Vereinfachung als ‚parallaktisch‘ die sog. ‚Deutsche Montierung‘ zu verstehen sein.