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Bahndamm Berkenthin

Tunnel unter dem Bahndamm in Berkenthin

Auf der Suche nach einem nahe gelegenen astronomischen Beobachtungsstandort für die VHS-Gruppe ‚Astronomie‘ hat Berkenthin, Zentralort der Stecknitzregion, eine Besonderheit zu bieten. Nördlich der Hauptstraße, in ost-westlicher Richtung,  verläuft der alte Bahndamm der Kaiserbahn. Er endet in östlicher Richtung an einem Steilhang am Elbe-Lübeck-Kanal und erreicht etwa eine Höhe von 15-20 Metern, so dass prinzipiell von dort oben eine gute Sicht über den Ort hinweg, nach Norden, Süden und Osten gewährleistet ist. Momentan erfüllt der Damm keinerlei kulturelle Funktion; auf ihm wuchern vielmehr Büsche und kleinere Bäume, deren Wurzelwerke sich Jahr für Jahr weiter in den Damm hineinfressen und ihn aufweichen.

Bahndamm-Exkursionsteam

Bahndamm-Exkursionsteam

Mitgleider der Fachgruppe ‚Astronomie‘  der VHS Berkenthin trafen sich dort oben am Sonntag, den 23. November gegen 17:30 bei einbrechender spätherbstlicher Dunkelheit. Ausgestattet mit einer Spiegelreflexkamera, Stativ und Startracker konnte man einige Probeaufnahmen von Sternenfeldern anfertigen, die zusammen mit den Baumkronen einen besonderen Effekt abgeben.

Sternbild Cassiopea

Sternbild Cassiopea – zwischen Baumkronen versteckt

Zugänglichkeit des Bahndamms

Es gibt einen (mehr oder weniger zugewachsenen)  Zugangsweg, der von unten direkt auf die Dammkrone führt. Er ist jedoch nicht befestigt und relativ steil, so dass sich eine Bequerung mit dem Auto momentan nicht anbietet. Man müsste also vor dem Damm parken und sein Equipment auf den Damm hinaufschleppen – was bei größen Instrumenten schon zu einer Plackerei ausarten kann. Glücklicherweise befindet sich oben auf dem Damm unmittelbar nach dem Auffahrtsweg eine nutzbare Fläche, auf der wir unsere Probeaufnahmen anfertigen konnten. Die Dammkrone ist auch hier relativ breit, so dass man sich, nach einer gewissen Urbarmachung der Fläche, generell gut aufstellen könnte. Auch der Untergrund ist stabil; kein Wunder, da dieser für den Zugverkehr  ausgelegt wurde.  Der östliche Beobachtungspunkt am Kanalende, der die breiteste Basis bildet,  ist jedoch für einen Fußmarsch zu weit entfernt (etwa 200 m) um Stativ, Fernrohr & Co. zu schleppen – dies käme erst nach einem Ausbau der Dammkrone zu einem befahrbaren Weg in Frage.

Sternbild Schwan

Sternbild Schwan – zwischen Baumkronen versteckt

Beurteilung der Lichtverschmutzung

Doch die Zugänglichkeit und die Sichtbeschränkung durch Büsche und Bäume war nicht das einzige Beurteilungkriterium. Auch die Intensität der Lichtverschmutzung ist zu berücksichtigen. Am frühen Abend dieses Novembertages waren die Geschäfte des Ortes beleuchtet; zudem waren die Büsche mittlerweile ohne Laub, so dass es eine gewisse Beeinträchtigung durch Fremdlicht gab.

Weiterhin waren weitere Lichtverschmutzungsquellen deutlich auszumachen: Einerseits die bis in den späten Abend angestrahlte Maria-Magdalenen-Kirche, die sich ausgerechnet in süd-östlicher Richtung vom Beobachtungspunkt befindet und andererseits der westlich gelegene, etwa 2-3km entfernte Sportplatz mit einer hoffnungslos veralteten Flutlichtanlage. Auf die visuelle astronomische Beobachtung, die auch gehobenen Ansprüchen gerecht werden soll, wirkt sich dies natürlich nicht besonders förderlich aus. Fotografisch mit CLS-Filter sollten die Effekte der Lichtverschmutzung einigermaßen in den Griff zu kriegen sein.

Das Kanalende des Dammes stellt mit bis zu 7-8 m Durchmesser die komfortabelste Stelle für einen Beobachtungsplatz dar. Es liegt östlich; außerhalb der beleuchteten Geschäftszeile der Hauptstraße; doch auch hier gibt es ebenfalls noch Fremdlicht, welches durch die südlich gelegene Kanalschleuse verursacht wird. Deren Lampen sind zwar relativ gut abgeschirmt (Cut-Off-Systeme), die Lichtreflexe auf der Wasseroberfläche lassen sich aber nicht wegdiskutieren. Allerdings werden gelb-orange leuchtende Natrium-Dampflampen verwendet, so dass sich dieses Licht sowohl fotografisch als auch visuell gut herausfiltern ließe. Auf die durchgängige nächtliche Beleuchtung der Kanalschleuse kann aus Sicherheitsgründen verständlicherweise nicht verzichtet werden, so dass der kanalseitige Beobachtungspunkt immer mit etwas Natriumdampflicht ‚versorgt‘ werden wird. Als weitere Schwierigkeit kommt hinzu, dass dieses Dammende der Deutschen Bahn AG gehört; also außerhalb des Geltungsbereiches der Gemeinde Berkenthin liegt.

Dunkelheit ab 00:00 Uhr

Die Hautquellen der Lichtverschmutzung wie Kirche und Sportplatz  werden zwischen 22:00 und 00:00 abgeschaltet; ebenso die – laut einem Beschluss der Geimeindevertretung vom Mai 2014 – Straßenbeleuchtung (auch am Wochenende)! Das ergibt insgesamt einen recht akzeptablen Nachhimmel; wie gesagt aber erst nach Mitternacht. Allerdings könnte die Abschaltung der Straßenbeleuchtung rückgängig gemacht werden, da es sich um eine Testphase handelt, die nach Ablauf einer jährlichen Frist im Mai 2015 wieder aufgehoben werden kann.

Vorhandene Infrastruktur

Was diesen verwilderten, nicht gerade von der Dunkelheit unschwärmten Platz für Amateurastronomen so interessant machen könnte, ist neben der erhoben Rundumsicht die zentrale Lage innerhalb eines Ortes. Er bietet die Möglichkeit der Versorgung des Beobachtungsplatzes z.B. durch elektrische Anschlüsse, eines Computernetzwerks oder einer schnellen Internetanbindung. Auch Bestrebungen der Gemeinde, die Lichtverschmutzung in der Stecknitzregion langfristig mit wirkungsvollen Maßnahmen in der Griff zu kriegen, sind als positv zu bewerten. Dies eröffnet zweifellos zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten für die weitere Zukunft.

Fazit

Zugegeben, momentan überwiegen die negativen Faktoren, die den Bahndamm zu einem astronomischen Beobachtungspunkt mit gehobenen Ansprüchen machen würden. In der Zeit jedoch zwischen Frühling und Herbst, wenn die Vegetation an den Hängen das meiste Fremdlicht des Ortes abblockt und die für einen Zentralort akzeptable Dunkelheit nach Mitternacht – ohne Kirchen- Sportplatz- und auch Straßenbeleuchtung – bietet dieser Beobachtungsplatz auf dem Bahndamm der alten Kaiserbahn ein erhebliches Weiterentwicklungs- und Ausbaupotential inmitten der Stecknitzregion – nicht nur für amateurastronomische Unternehmungen.

Letztendlich käme eine nachhaltige Nutzung auch der langfristigen Stabilität des Bahndamms zugute, da er endlich wieder einem kulturellen Zweck zugeführt wird und dazu betragen könnte, den Zentralort Berkenthin mit einem besonderen Projekt aufwerten.