Die Tage des winterlichen Nachthimmels mit seinen vielen hellen Sternen scheinen gezählt. Die typischen Sternbilder wie Stier, Fuhrmann, Zwillinge, Orion & Co sind nun gegen 22:00 Uhr an die Westhälfte gerückt und machen dem kommenden Frühlingssternenhimmel Platz.
Doch am Abend gelingt noch der Blick auf die Wintersternbilder; wer sie bisher noch nicht genossen hat, sollte sie sich in einer der wenigen sternklaren Nächte unbedingt noch einmal anschauen. Um sie zu fotografieren, ist nicht einmal ein Teleskop notwendig; es genügt eine Kamera mit Fernauslösung und einstellbarer Belichtungszeit. Bei mehr als 10 Sekunden ist allerdings eine Nachführung für Fotostative erforderlich; ein sog. Startracker. Ich selbst verwende hierfür die Polarie von Vixen (s. Bild). Mit diesem Gerät wird die scheinbare Bewegung der Sterne am Nachthimmel aufgrund der Erdrotation sehr gut ausgeglichen und sie erscheinen auf dem Bild als kreisrunde Pünktchen.
Da wäre z.B. der Stier mit seinem Hauptstern Aldebaran. Er befindet sich direkt vor dem dahinterliegenden offenen Sternhaufen der Hyaden, die das ‚V‘ des Stieres darstellen. Während der Rote Riese Aldebaran nur 65 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, benötigt das Licht der Hyaden etwa 153 Lichtjahre, bis es uns erreicht.
Auch ein Blick in die Zwillinge lohnt noch; etwa das interessante Gebiet um μ und η Gem. Es sind ebenfalls zwei rote Riesensterne; am Ende der Sternenreihe gelegen, die vom westlichen Hauptstern Kastor ausgehen.
In ihrer nördlichen Nachbarschaft liegt der offene Sternhaufen M35. Zwischen den Sternen befindet sich der Quallennebel IC443, der Rest einer Supernova-Exposion, die sich vor etwa 100000 Jahren ereignete. Im südlichen Bezirk, schon dem Sternbild Orion zugeschlagen, befindet sich der auffällige Affenkopfnebel (oder NGC 2174). Es handelt sich dabei um einen etwa 6400 Lichtjahre entfernten H-II-Emissionsnebel mit einem Durchmesser von 75 Lichtjahren.
Auf halber Länge der Pollux-Sternenreihe befindet sich östlich δ Gem ein weiteres interessantes Objekt, welches jedoch etwas höhere Vergrößerungen (und damit mehr Brennweite) erfordert. Es handelt sich um den planetarischen Nebel NGC 2392; auch als Eskimonebel bekannt. Obwohl er eine relativ kleine Ausdehnung von etwa 0.8′ x 0.8′ besitzt, offenbart er in seinem Inneren bereits bei Brennweiten ab 750 mm filigrane Strukturen. Er ist von der Erde etwa 5000 Lichtjahre entfernt.
Weiter im Osten gelegen, an der Grenze zu den ersten Frühlingssternbildern, befindet sich der unauffällige Krebs und in ihm eingebettet der bereits mit bloßem Auge als Nebelfleckchen sichtbare M44 auch Praesepe oder Krippe genannt. Es ist ein offener Sternhaufen in etwa 577 Lichtjahren Entfernung.
Doch darf das Glanzlicht des Deep-Sky Wintersternhimmels nicht fehlen. Es befindet sich im Orion und ist der gleichnamige Orionnebel (auch M42) in nur etwa 1300 Lichtjahren Entfernung eine der nächst gelegenen aktiven Sternentstehungsgebiete. In seiner Ausdehnung von 30 Lichtjahren befinden sich viele neue Sterne (teilweise mit planetarischen Akkretionsscheiben) und sehr viel im Hα leuchtendes Wasserstoffgas. Mit einer negativen Deklination von etwa -5.5° steht es südlich des Himmelsäquators und damit in unseren Breiten relativ nah über dem Südhorizont.