Der Sternenhimmel im Mai 2021 gewährt dem Beobachter sowohl einen der tiefsten Blicke ins Weltall als auch Beobachtungen im eigenen Sonnensystem – denn die großen Planeten kehren langsam zurück.
DeepSky – Tiefer Himmel
Um 23:00 MESZ, zur Standardbeobachtungszeit im Frühlung und Sommer, dominieren die Frühlingssternbilder Löwe, Jungfrau, Bärenhüter, das Haar der Berenike den Süden und Südosten, die nördliche Krone und der Herkules den Nordosten des Sternenhimmels. Neben Galaxien, die vornehmlich mit Fernrohren studiert werden können, gibt es im Mai eine steigende Zahl an hellen Kugelsternhaufen, die bereits mit dem Fernglas sichtbar sind und sich auch in kleineren Optiken mit ihrer kugeligen Gestalt deutlich von den Sternen unterscheiden.
Eine wahre Fundgrube für Galaxiengruppen und -haufen bilden die Sternbilder Löwe (s. Bericht des Vormonats), Jungfrau und Haar der Berenike. In der Jungfrau sind viele Galaxien des Virgo-Haufens gut zu beobachten. Einige von ihnen sind relativ hell und sind sogar im Messier-Katalog verzeichnet. Die größte von ihnen ist die elliptische Galaxie M87 in ca. 55 Millionen Lichtjahren Entfernung. Sie wurde im Jahre 2000 weltberühmt, nachdem man in ihrem Kern das allererste Mal ein supermassives Schwarzes Loch sichtbar machen konnte. Dieses Ereignis war den gewaltigen Fortschritten in der Radioastronomie und Radiointerferometrie zu verdanken. Aber selbst Amateurastronomen können mit Hilfe größerer Brennweiten in Ihrem Kern bereits einen bläulichen Jet-Stream erkennen, der direkt zum Schwarzen Loch führt.
Doch der Virgo-Haufen ist nicht der einzige Galaxienhaufen, der im Frühling beobachtet werden kann. Auch im Haar der Berenike sind viele Galaxien anzutreffen, insbesondere die hellsten Mitglieder des sogenannten Coma-Haufens. Er enthält einige der größten Galaxien, die je beobachtet werden konnten, ua. die NGC 4889 und die NGC 4874 in ca. 300 Millionen Lichtjahren Entfernung.
Kugelsternhaufen sind im Gegensatz zu den Galaxien weitaus besser mit kleineren Geräten, etwa Ferngläsern, zu beobachten. Der hellste von ihnen befindet sich im Sternbild Herkules – der Herkuleshaufen M13 (Bereicht s. Vormonat).
Wer auf der Suche nach planetarischen Nebeln ist, wird im Sternbild Herkules ebenso fündig. Hier ist der fast ideal sphärische Nebel Abell 39 zu nennen. Seine Pracht entfaltet die ca. 6800 Lichtjahre entfernte Plasmablase aber nur bei fotografischen Aufnahmen, da er zwar groß, aber relativ schwach im Bläulichen leuchtet.
Ein anderer planetarischer Nebel im Herkules befindet sich östlich des Sterns β Her, der Schildkrötennebel in ca. 3600 Lichtjahren Entfernung.
Planeten
Planet Mars verabschiedet sich langsam von der Himmelsbühne. Am 15. Mai kann man ihn – zusammen mit der zunehmenden Mondsichel – tiefstehend am Westhorizont noch erhaschen.
Demgegenüber sind die Riesenplaneten Jupiter und Saturn wieder mit von der Partie. Sie können am morgendlichen Osthorizont beobachtet werden. Saturn überschreitet gegen 03:00 Uhr die Dunstglocken des Südosthorizonts nahe des Stern theta Cap im Sternbild Steinbock; Jupiter folgt ihm gegen 03:30 Uhr.
Neptun löst sich ebenfalls langsam von der Sonne. Er geht eine 3/4 Stunde vor Sonnenaufgang gegen 04:30 am Osthorizont auf; allerdings verschwindet er recht rasch in der immer früher eintretenden Morgendämmerung, so dass sich die Neptunexperten noch etwas gedulden müssen.
Planet Venus ziert sich ebenfalls noch ein wenig. Sie steht westlich von Mars und ist allenfalls in den frühen Abendstunden während der Abenddämmerung kurz zu beobachten.
Kometen
Mitte des Monats steht Komet C/2020 R4 (ATLAS) mit einer Magnitude von ca. 15.1 zwischen den Sternbildern Haar der Berenike und Löwe. Er kann die ganze Nacht über fotografiert werden. Für eine visuelle Beobachtung wird er wahscheinlich zu schwach sein.
Eine besondere Kometen-Konstellation ereignet sich zur Monatsmitte zwischen dem Haar der Berenike und dem Bärenhüter. Dort steht Komet C/2020 T2 (Palomar) in unmittelbarer Nähe zum Kugelsternhaufen M3. Ein grandioser Ausblick!
Doch auch zwischen den Sommersternbildern Waage und Skorpion lässt sich ein Himmelsvagabund beobachten: Komet C/2020 J1 (SONEAR). Er steht zur Monatsmitte nahe Stern τ Lib in einer scheinbaren Hellkigkeit von ca. 13.2mag.
Sternschnuppen
Mit 65 Meteoren pro Stunde eilen die Leuchtspuren der Eta-Aquariden (Mai-Aquariden) mit dem scheinbaren Ausstrahlungspunkt im Sternbild Wassermann über den Himmel. Da sie flach über den Südhorizont fliegen, sind sie für die Beobachter des Nordens nicht leicht zu identifizieren. Je weiter südlich der Beobachtungspunkt liegt, desto besser ist der Meteoritenstrom zu beobachten. Die Eta-Aquariden sind übrigens Bruckstücke des berühmten Halley-Kometen!
Wie im April, so scheint es auch im Mai Meteore aus dem Sternbild Leier zu regnen. Sie sind etwas weniger zahlreich wie im April; etwa 5 Meteore pro Stunde sind jedoch möglich.
Ganz nah am Horizont sind Sternschnuppen um Schützen und Skorpion zu beobachten. Es handelt sich dabei um die Scorpius-Sagittarius- Meteore. Wegen ihrer südlichen Lage sind sie bei uns eher unauffällig.
Sonne und Mond
Die Sonne steht im Mai im Sternbild Widder and später im Stier. Am 23. Mai wird sie das Goldene Tor der Ekliptik zwischen den Sternhaufen der Plejaden und Hyaden passieren. Der Sonnenmeridian durchläuft die Sternbilder Perseus, Widder/Stier, Walfisch und Eridanus.
Am Dienstag, den 11. Mai 2021 ist Neumond. Der Mond steht zusammen mit der Sonne im Sternbild Widder.
Vollmond ist am Mittwoch, den 26. Mai im Sternbild Waage an der Grenze zum Skorpion.