Am 3. Tag unseres Astronomiekurses an der VHS Berkenthin beschäftigte uns ein Sternbild, welches die meisten von uns aus Kindheitstagen kennen – ihm aber nur wenig Beachtung schenken. Doch dieses bekannte Sternbild hat eine Menge hochinteressanter Details zu bieten, die selbst eingefleischte Astronomen ins Schwärmen bringen…
Ein Quiz um ein einprägsames Sternbild
Doch zunächst sollte das Sternbild von den Kursteilnehmern geraten werden: Stern für Stern wurde es in unserem Sternbild-Astroquiz an die Tafel gezeichnet: Es war der Große Bär (Ursa Major) bzw. sein Teilsternbild – der Große Wagen.
Dieses Sternbild ist wegen seiner hellen Sterne, seiner Ausdehnung und auch aufgrund seiner exponierten Lage in einer eher dunkleren Himmelsregion sehr auffällig und einprägsam – selbst für Laien. Doch wie es so ist im Leben: Viele Dinge, denen man fast alltäglich begegnet, schenkt man nur wenig Beachtung.
Ursa Major – der Große Bär als Wegweiser
Zunächst dient der Große Wagen uns als Wegweiser für das Auffinden anderer Sterne bzw. Sternbilder: Verlängert man z.B. die Strecke der beiden hinteren Kastensterne Dube und Merak etwa 5-fach nach Norden, so gelangt man auf den Polstern (Polaris) im kleinen Bären.
Die ca. 7-fache Verlängerung der gleichen Strecke nach Süden führt uns in das Sternbild Löwe ganz in die Nähe seines hellen Hauptsterns Regulus.
Durch ca. 3-fache Verlängerung des Deichselbogens nach Süden gelangt man zu einem auffällig hell und rötlich leuchtenden Stern. Es ist Arkturus; Hauptstern des Sternbilds Bärenhüter.
Besondere Sterne im Großen Bären
Bekanntester Einzelstern dieses Sternbildes ist der bereits mit bloßem Auge zu trennende Doppelstern in der Deichsel des Großen Wagens – Mizar. Er und sein Begleitersternchen – Alkor – sind etwa 83 Lichtjahre von uns entfernt.
Betrachtet man dieses Sternenpaar im Fernrohr, lassen sie diese beiden Komponenten sehr gut erkennen. Der Hauptstern Mizar hat aber noch eine weitere Eigenschaft parat, die er erst in Fernrohren ab ca. 80mm Öffnung preisgibt: Er ist selbst ein Doppelstern! Die beiden Komponenten des ‚Hauptsterns‘ stehen jedoch sehr eng zusammen. Mit den bloßem Auge betrachtet sieht man dort nur einen einzigen Lichtfleck.
Forscher haben mit Hilfe von Spektralanalysen herausgefunden, dass die Einzelkomponenten von Mizar selbst doppelt sind; aber selbst mit Hilfe von Großteleskopen optisch nicht in Einzelsterne auflösbar. Und Stern Alkor? Auch hier fand man heraus, dass auch er ein Doppelsternsystem ist – man hat es summa summarum mit einem 6-fach-Sternensystem zu tun!
Doch es gibt noch weitere Sternenraritäten in diesem Sternbild. Etwa Stern 47 UMa. Er liegt zwischen den Sternen mu und nu im Hinterlauf des großen Bären. Schwierig mit dem bloßem Auge zu sehen, kann der ca. 46 Lichtjahre entfernte Stern schon in Ferngläsern und kleineren Fernrohren erkannt werden. Er ist von der Helligkeit, Temperatur und Größe unserer Sonne sehr ähnlich und wird ebenfalls von Planeten umkreist, von denen man z.Z. drei davon in Jupitergröße identifizieren konnte. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass dort noch weitere – vielleicht erdähnliche Planeten existieren, die sich bei 47 UMa in seiner habitablen Zone aufhalten könnten!
Auch Stern W UMa im vorderen Kopfteil des Großen Bären, südlich Stern Ypsilon UMa gelegen, ist ein hochinteressants Objekt. Es definiert sogar seine eigene Sternenklasse – die veränderlichen W Ursa Majoris Sterne.
Bei W UMa handelt ist es um ein ganz besonderes Doppelsternsystem: Hierbei umkreisen die Einzelsterne um den gemeinsamen Schwerpunkt so nahe, dass ihre heißen Sternatmosphären sich gegenseitig berühren und durchdringen. Dieses Objekt ist für eine freiäugige Beobachtung zu schach; zur Beobachtung genügt aber bereits ein kleines Fernrohr.
Viele weitere astronomische Objekte
Doch der Große Bär hat noch viel mehr zu bieten als nur interessante Sterne. Denn schaut man zum Großen Wagen hoch, so schaut man aus unserer Milchstraße hinaus in die Weiten des Kosmos. Und hier offenbaren sich viele Galaxien, die den Großen Bären bevölkern. Zu nennen ist hier die Feuerradgalaxie M101 oberhalb der Sterne Alkaid und Mizar und das Galaxienpaar M81 und M82 nördlich des Kopfes des Großen Bären. Auch ein fast runder planetarischer Nebel mit eulenaugenartigen Strukturen befindet sich im Großen Bären; und zwar zwischen den beiden unteren Kastenstern Phecda und Merak: Der Eulennebel (M97).
Auch NASA-Wissenschaftler haben sich die gute kosmische Weitsicht des Großen Bären zu Nutze gemacht und nördlich des Stern Megrez eine sog. Deepfield Aufnahme des Hubble Space Teleskops (HST) mit vielen Stunden Belichtungszeit geschossen. Obwohl diese Region für unsere kleineren Fernrohre sternenlos und pechschwarz ist, hat das HST eine Unzahl an weit entfernten Galaxien in diesem winzigen Himmelsareal erfassen können. Hier das Ergebnis!
Schon möglich, dass meine Kursteilnehmer beim nächsten klaren Sternenhimmel wieder mit etwas mehr kindlicher Ehrfurcht auf dieses tolle Sternbild schauen. Es hat es sich verdient!