Der Juni zählt naturgemäß nicht zu den Lieblingsmonaten der Astronomen der nördlichen Hemisphäre. Der Nachthimmel ist selbst zur mitternächtlichen Stunde um 01:00 Uhr Sommerzeit, wenn die Sonne ihre tiefste Stellung unter dem Norhorizont erreicht, stark aufgehellt, was astronomische Beobachtungen schwacher Nebelobjekte stark erschwert.
Man ist also mehr auf den Südblick beschränkt, wo es noch einigermaßen dunkel ist. Doch genau hier tut sich so einiges; denn gegen Mitternacht erhebt sich die Sommermilchstraße über den Horizont. Die südlichen Sternbilder Schlangenträger, Skorpion und Schütze, die in Richtung des galaktischen Zentrums liegen, sind überreich ausgestattet mit hellen galaktischen Nebeln, Kugelsternhaufen und Offenen Sternhaufen.
Nach den kosmischen Tiefenexkursionen hin zu fernen Galaxien im Frühjahr kommt nun im herannahenden Sommer die Milchstraße wieder in den Fokus. Gegen Mitternacht steigen die der Milchstraße nahe gelegenen Sternbilder Leier und Schwan wieder am Osthimmel empor, etwa 90 Minuten später ist auch das Sternbild des Adlers über den Osthorizont geklettert und damit ist erneut das Sommerdreieck sichtbar. Es ist aus den Sternen Deneb im Schwan, Wega in der Leier und Altair im Adler zusammengesetzt und umrahmt das Band der silbrige Band Sommermilchstraße.
Bitte recht freundlich!
Komplette Milchstraßenaufnahmen lassen sich am besten mit einer Spiegelreflexkamera bei geringer Brennweite (ca. 15-30 mm Brennweite) anfertigen. Neben einem stabilen Fotostativ wird für die Langzeitbelichtung von ca. 3-4 Minuten noch ein Startracker benötigt, der die Kamera motorisch der Ost-West-Bewegung des Nachthimmels folgen lässt.
Im Süden ist nun das Sternbild des Skorpions gut zu beobachten; insbesondere der stark südlich stehende, rötlich schimmernde Hauptstern Antares ist sehr auffällig. Wegen seiner Helligkeit und rötlichen Färbung wird er oft mit dem Planeten Mars verwechselt, der selbst am und zu in diesem Sternbild zu finden ist, weil es in der scheinbaren Sonnenbahn der Ekliptik liegt und daher zu den Tierkreissternbildern gehört.
Zwischen dem Skorpion und dem Herkules befindet sich das Sternbild des Schlangenträgers. Es ist berühmt wegen seiner Vielzahl an Kugelsternhaufen, die es beheimatet (M9, M10, M12, M14 usw.).
Planeten
Westlich des Skorpions befindet sich das unscheinbare Tierkreissternbild
Waage. Hier leuchtet uns sehr hell der Riesenplanet Jupiter entgegen. Er hatte erst im letzten Monat seine Oppostionsstellung erreicht und ist daher uns noch sehr nahe und gut in südlicher Richtung zu beobachten.
In der zweiten Nachthälfte kommen noch Saturn und Mars hinzu. Sie stehen allerdings recht weit südlich, was ihre Beobachtung durch den flimmernden Horizontdunst stark erschwert.
In den Abendstunden lässt sich kurz nach Sonnenuntergang noch Venus als Abendstern am Nordwesthimmel erkennen. Sie ist bereits jedoch weit vor Mitternacht im Horizontdunst verschwunden.
Mit etwas Glück ist auch der sonnennächste Planet Merkur Ende des Monats für wenige Minuten tief am Westhorizont zu erspähen. Beobacher, die südlich des 50. Breitengrades wohnen, sind hier bevorteilt.
Sternschnuppen
Im Juni sind mehrere Sternschnuppenströme verzeichnet, von denen jedoch nur wenige auffälliger Natur sind. Hierzu zählen die Skorpius-Saggitarius-Meteore mit stark südlichem Ausstrahlungspunkt in den Sternbildern Skorpion und Schütze. Im Sternbild Drache sind die Sternschnuppen der Juni-Draconiden zu beobachten; der aufgehellte Nachthimmel in diesem Bereich lässt sie jedoch stark verblassen.
Weitere Ausstrahlungspunkte von Sternschnuppen liegen in den Sternbildern Leier, Herkules und Waage.
Kometen
Zu den mit dem Fernrohr sichtbaren Kometen des Juni zählt 21P/Giacobini-Zinner, welcher sich zu Monatsmitte im Sternbild Schwan aufhält. Er erreicht eine Helligkeit von nur 16.1 scheinbarer Magnitude; ist also für das menschliche Auge unsichtbar; fotografisch aber durchaus im Bereich des Machbaren. Zur Monatsmitte befindet er sich südlich von Deneb in direkter Nachbarschaft zum Nordamerikanebel- eine lohnenswerte Konstellation für Astrofotografen.
Sonne und Mond
Juni ist der Monat mit der kürzesten Nacht und dem längsten Tag, welche um den 21. erreicht wird. Am 15. Juni liegen die Verhältnisse dementsprechend ähnlich: Sonnenaufgang ist um 04:45 Uhr, Sonnenuntergang um 21:50 Uhr MESZ. DeepSky-Beobachtungen sind daher nur noch zwischen 0:00 Uhr und 02:00 sinnvoll. Der Sonnenmeridian durchläuft die Sternbilder Kepheus, Giraffe, Fuhrmann, Stier, Orion und Hase.
Tiefstehender Vollmond ist am Donnerstag, den 28. Juni im Sternbild Schütze, Neumond am Mittwoch, den 13. Juni im Sternbild Stier.