… dann sollte man mit minimalem Astro-Equipment unterwegs sein. So jedenfalls dachte es sich der Autor von stecknitz-astronomie.de, als es für eine Woche nach Chile ging.
Schwerpunktmäßig war die Reise leider nicht astronomisch geprägt; aber so eine Gelegenheit kann sich ein Amateur-Astronom trotzdem nicht entgehen lassen und 1-2 Tage astronomische Aktivität waren auf jeden Fall eingeplant: 1. Der Besuch der ESO-Sternwarte La Silla, nahe des Touristenstädtchens La Serena und 2. eine eigene Himmelsbeobachtung nahe des Örtchens Punta Colorada; beides am Rande der Atacama.
Timelaps & Co
Um den Sternenhimmel möglichst eindrucksvoll abzulichten, bedarf es keinen großen, sperrigen Gerätschaften. Stativ, Spiegelreflexkamera und ein Startracker genügen, wenn man sich auf Timelapsaufnahmen, Startrails und Sternfeldfotografien der eindrucksvollen chilenischen Südmilchstraße beschränkt. Auch auf hochbrennweitige Optiken kann man verzichten; hier genügen kleine Objektive bis ca. 30 mm Brennweite. Und – z.B. an genügend dunklen Orten wie hier am Rand der Atacama – benötigt man auch keinen Lichtverschmutzungsfilter. Lässt man ihn weg, erhöht sich sogar noch die Lichtempfindlichkeit des Setups.
Da sowohl Timelaps-Aufnahmen (Zeitraffer) und Startrails (Sternstrichspuraufnahme) aus vielen, schnell hintereinandergeschossenen Aufnahmen zusammengesetzt werden, sind Speicherkarten von mindestens 32 GB sehr ratsam. Auch sollten die Aufnahmen nur im schnellen und kompakten JPG-Format abgespeichert werden. Ebenso ist ein programmierbarer Fernauslöser Pflicht.
Um die Kamera möglichst lichtempfindlich zu machen, sollte man für Timelaps- und Startrailaufnahmen einen ISO-Wert von mindestens 800 verwenden. Die automatische Rauschreduzierung sollte abgestellt werden, sodass die Kamera nach dem Schießen eines Bildes möglichst schnell wieder einsatzbereit für das nächste Einzelfoto ist. Die Belichtungszeit wurde auf 20 Sekunden pro Aufnahme gesetzt.
Sternfeldaufnahme der Milchstraße
Für Sternfeldaufnahmen mit Landschaftsvordergrund können auch längere Belichtungszeiten genutzt werden; hier ist jedoch ein Startracker zu verwenden, damit die Sterne nicht zu Strichen verzerrt werden. Allerdings sollte die Belichtungszeit nicht zu lange gewählt werden, damit der Vordergrund bei mitbewegter Kamera durch den Startracker noch einigermaßen scharf abgebildet werden kann (für die Experten: Natürlich kann man beliebig lange belichten – man muß jedoch später das Bild mit einem scharfen Vordergrund mit einem Bildbearbeitungsprogramm manipulieren).
Aus diesen Gründen wurde für die Einzelaufnahme der chilenischen Milchstraße eine Belichtungszeit von 50 Sekunden mit einer Polarie als Startracker gewählt. Als Format wurde nun wieder auf RAW+JPG umgestellt, um beim Nachbearbeiten des Einzelbildes noch genügend Potential zu haben. Die Rauschreduzierung kann hier wieder eingestellt werden oder man macht es manuell mit einem Dunkelbild.
Besuch der ESO-Sternwarte in La Silla
Jeden Samstag können astronomisch Interessierte der Sternwarte La Silla (nordöstlich des Badeortes La Serena) einen Besuch abstatten. Begleitet und betreut werden sie von jungen Wissenschaftlern, die den Besuchern einen fundierten Einblick in die Arbeit auf der Sternwarte in 2400 Metern Höhe geben. Die Anfahrt zum ESO-Gate erfolgt mit dem eigenen Auto. Von dort geht es dann im Konvoi auf die Bergspitze.
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Der Besuch der ESO-Sternwarte ist ein Muss für alle Hobbyastronomen und Astrofotografen, die Chile besuchen!
Bitte unbedingt daran denken, genügend Sprit im Tank zu haben, denn die nächste Tankstelle befindet sich in ca. 160 km Entfernung in La Serena!