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Entschließt man sich dazu, ein Teleskop zu erwerben – entweder neu oder gebraucht – so steht der Laie zunächst einmal vor etwas sperrigen Begriffen wie z.B. Dispersion, Apochromat, ED-Refraktor usw. Ziel an diesem Kurstag war es, hier erst einmal Ordnung in die sehr fachspezifische Teleskopnomenklatur – insbesondere für Linsenteleskope – zu bringen.

Spielzeug

Die Güte von Refraktoren wird maßgeblich von seinem Linsensystem bestimmt. Einfachste Teleskope, hauptsächlich als Spielzeuge verkauft, besitzen nur eine einfache Sammellinse, welche im Objektiv und im Okular verbaut ist. Bei Refraktoren (Linsenteleskope) wird das Prinzip der Lichtbrechung genutzt, um Licht einzufangen und auf einen bestimmten Punkt im Inneren eines Teleskops zu fokussieren.

Chromatische Aberration

Linsenfehler: Chromatische Aberration

Leider ist es jedoch so, dass die Stärke der Lichtbrechung, bestimmt durch den Brechnungsindex n des Materials, auch von der Wellenlänge des Lichts (also von seiner Farbe) abhängt. So kommt es, dass blaues Licht am stärksten und rotes Licht am geringsten gebrochen wird; genau wie bei einem Prisma. Dieses Verhalten wird auch als Dispersion bezeichnet. Fällt nun weißes Licht, welches aus einer Vielzahl von Wellenlängen besteht, auf eine Sammellinse, so wird es nicht in einem einzigen Punkt gebrochen, sondern auf einer Linie: Vorn in Richtung Linse, besitzt diese ‚Brennlinie‘ aufgrund der stärkeren Brechung blauen Lichts eine blaue Färbung und am anderen Ende eine rote. Das führt leider dazu, dass die Bilder, die mit solch einem Spielzeugobjektiv gemacht werden, stark ausgeprägte farbige Ränder aufweisen und verwaschen wirken. Diesen unerwünschten Effekt nennt man ‚Chromatische Aberration‚. Einlinsige Objektive werden daher auch ‚Chromate‚ genannt

Sinnvolles für Einsteiger

Aber wie kann man nun diese ominöse ‚chromatische Abberation‘ umgehen, um die Farbränder an den Beobachtungsobjekten zu vermeiden?

Der Ausweg liegt in der Verwendung von Objektiven, die aus mehreren Linsen zusammengesetzt sind; i.a. einer bikonvexen Sammellinse und einer plankonkaven Zerstreuungslinse. Zusammengesetzt ist jedoch die Sammellinse stärker, so dass der Sammellinseneffekt überwiegt. Durch eine geschickte Wahl der Glassorten (meist Kron- und Flintglas) kann man erreichen, dass zumindest 2 Farbbereiche auf einen gemeinsamen Brennpunkt fallen, der 3. jedoch (meistens blaues Licht) wird immer noch außerhalb in einem eigenen Brennpunkt gebündelt. Derartige Objektive weisen i.d.R. nur noch einen zarten blauen Farbsaum auf und werden als Achromate bezeichnet. Sie sind zwar etwas teurer als Spielzeug-Chromate jedoch für den Hobby-Astronomen erschwinglich und werden in vielen robusten Standard-Refraktoren verbaut.

Durch die Wahl edlerer Glassorten und durch besondere Formgebung und Anordnung der beiden Linsen lässt sich aber auch der Blaufehler auf ein Minimum reduzieren. Dies wird durch sogenannte ED-Refraktoren (Abkürzung für Extra(Low) Dispersion) erreicht; man verwendet hier als Materialien z.B. Flusspat, Flourkronglas oder Lanthankronglas. Diese Objektive sind schon bedeutend teuerer als normale Achromaten.

Die Profis unter den Refraktoren

Die oberste Güteklasse von Objektiven bei Linsenteleskopen bilden die farbreinen Apochromate. Diese bestehen aus 3 Einzellinsen, die ein farbreines Bild ergeben, bei dem tatsächlich die Brennpunkte aller Farben quasi auf einem gemeinsamen Brennpunkt zu liegen kommen. Von der Anschaffung her sind sie jedoch die teuersten und i.a. für den angehenden Hobbyastronomen unerschwinglich. Für den refraktorbegeisterten Astrofotografen hingegen, der Wert auf sehr gute Abbildungseigenschaften legt, sind ED- und Apochromate ein Muss.

Ein anderer Ausweg

Aber es gibt auch einen Ausweg aus der Falle der Chromatischen Aberration: Ein Spiegeltelskop. Denn das Reflexionsgesetz weist im Gegensatz zum Brechungsgesetz keine Dispersion auf. Leider ist ein Reflektor etwas empfindlicher aufgebaut als ein Refraktor, was wiederum einen höheren, regelmäßigen Wartungsaufwand mit sich bringt.

… und zum Schluss

Und nach all den neuen Teleskop-Vokabeln gab es als Belohnung endlich mal wieder ein weiteres, heiteres ‚Sternbildraten‘ – der Große Wagen als Teilsternbild des Großen Bären. Leider hat bis zum letzten Stern keiner meiner zahlreichen Teilnehmer das Sternbild vorher erraten; ob es nun an der mangelden Fantasie oder an meiner Sauklaue lag sei dahingestellt…