Der Winter ist voller Nebel. Nein – gemeint ist nicht der normale Nebel, der uns tagsüber die Sicht nimmt, sondern es sind die Gas- und Staubnebel in unserer Milchstraße, die wir in der Winterzeit am Sternenhimmel beobachten können.
Vorausgesetzt, man ist mit entsprechendem Equipment ausgestattet: Mit Fernrohr, Autoguider und digitaler Spiegelreflexkamera.
Der Krebsnebel M1 – mit eigenem Hyper-Dynamo
Das erste Winterobjekt, welches ich hier vorstellen möchte, ist der sogenannte Krebsnebel, auch mit der Katalognummer M1 (Messier 1) bezeichnet. Er ist im Sternbild Stier zu finden, an der Grenze zu den Sternbildern Fuhrmann, Orion und Zwillinge in unmittelbarer Nähe zum Stern zeta (ζ) Taur (Tien Kwan). Dieser Stern bildet das östliche Horn des Stiers. In seiner unmittelbaren Nähe (von der Erde aus gesehen) wurde im Jahre 1054 eine helle Erscheinung beobachtet, die man mehrere Monate mit freiem Auge erkennen konnte. Es handelte sich um eine Supernova – eine extrem energiereiche Sternenexplosion. Sie hinterließ für uns diesen Nebel, dessen Leuchten von einem der exotischsten Objekte, die wir kennen, verursacht wird: einem Pulsar. Dabei handelt es sich um ein nur etwa 20 km großes, massereiches Gebilde, welches extrem schnell um seine Achse rotiert und dessen Dichte es mit einem schweren Atomkern aufnehmen kann: Ein rotierender Neutronenstern. Ein Tag dauert auf diesem erdgroßen Objekt nicht 24 Stunden, sondern ganze 0,003 Sekunden! Die Entfernung zu diesem seltsamen Objekt beträgt etwa 6300 Lichtjahre. Somit ist er mehr als 10x weiter entfernt als sein visueller Nachbarstern ζ Taur mit ’nur‘ 400 Lichtjahren.
Sternenkreißsaal Orionnebel M42
Ein weiteres Objekt des Wintersternenhimmels ist der berühmte Orionnebel im gleichnamigen Sternbild. Es ist eine etwa 1300 Lichtjahre entfernte Nebelansammlung mit gigantischen Ausmaßen (24 Lichtjahre Durchmesser), in der viele neue Sterne entstehen, einige sogar mit eigenen protoplanetaren Scheiben. Im Gegensatz zum Krebsnebel kann der Orionnebel bereits mit bloßem Auge im ‚Schwert‘ unterhalb der Gürtelsterne des Orions erkannt werden. Doch erst im Teleskop (es genügt schon ein einfaches Einsteigergerät) offenbart er seine detailreichen Strukturen und Sternenkonstellationen. Fotografisch gibt er zusätzlich seine vornehmlich rote Färbung preis, die von leuchtenden Wasserstoffwolken verursacht wird.
Ein Makake am Himmel
Ein anderes Sternentstehungsgebiet, welches ebenfalls in einem rot leuchtenden Wasserstoffnebel eingebettet und etwa 6400 Lichtjahre entfernt ist, liegt an der Grenze zwischen den Sternbildern Orion und Zwillinge. Es handelt sich dabei um den Affenkopfnebel (Katalogbezeichnung NGC 2174). Er ist sehr groß und nimmt mehr als die Fläche des Vollmondes ein. Lässt man die Form des Nebels einen Augenblick auf sich wirken, erkennt man, warum er so genannt wird; denn man glaubt in das Gesicht eines Makaken zu schauen (auf dem Bild schaut er nach unten links).
Der Quallennebel IC 443
Noch weiter östlich, bereits in den Zwillingen gelegen, befindet sich ein weiterer Supernova-Überrest; allerdings schon wesentlich älter (30.000 Jahre) und damit auch wesentlich weiter räumlich verteilt. Es handelt sich um den Quallennebel mit der Katalogbezeichnung IC 443. Er ist etwa 5000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Man findet ihm am Ende der Castor-Sternenreihe unterhalb der Sterne μ und η Gem. Im gegensatz zu M1 leuchtet dieser Nebel vornehmlich im Hα-Rot; man hat es hier also hauptsächlich mit Wasserstoffwolken zu tun.
Die Ausrüstung
Zuletzt noch ein paar Informationen zur Aufnahmetechnik. Diese hier vorgestellten Nebel wurden mit einem Orion 10“-Newton mit 1000 mmm Brennweite (bis auf den Affenkopfnebel) und einer Canon 1000D Spiegelreflexkamera (über Baader Mark III-Komakorrektor und CLS-Clipfilter von Astronomik) aufgenommen. Einzelbelichtungen 3-4 Minuten, etwa 10 Einzelframes. Autoguiding: PHD-Guide auf einem kleinen Netbook mit Orion Star-Shoot Autogiudingkamera. Aufnahmeort: Berkenthin. Verwendete Software zur Weiterverarbeitung: Fitswork und Gimp 2.8.14.