Nun geht es so langsam dem Sommer entgegen. Während die Witterungsbedingungen 2015 im Norden Deutschlands eher an den April erinnern, ist der Sternenhimmel unbestechlich.
Nach Sonnenuntergang zeigt sich jetzt das komplette Sommerdreieck mit den Sternen Deneb im Schwan, Wega in der Leier und Altair im Adler, der jedoch zur Standardbeobachtungszeit um 22:00 noch weit im Osten steht und sich noch gegen die Abenddämmerung behaupten muss.
Die Beobachtungszeiten für Deep-Sky-Beobachtungen sind im Juni leider sehr eingeschränkt, da es kaum richtig dunkel wird. Die dunkelste Phase wird um 01:00 Sommerzeit erreicht; gegen 03:00 beginnt es unzweifelhaft wieder zu dämmern. Doch der Juni-Nachthimmel wartet mit einer Besonderheit auf, die nur in den Sommernächten zu bestaunen ist …
Beginn der Saison der Leuchtenden Nachtwolken (NLC)
Man sollte es nicht versäumen, jetzt in den Juni-Nächten in der nördlichen Dämmerung nach den berühmten leuchtenden Nachtwolken Ausschau zu halten. Es handelt sich dabei um eisige Kristallwolken weit über dem Wettergeschehen in ca. 80 km Höhe. Sie besitzen eine silbrig glänzende Färbung und entfalten sehr feingliedrige, zeitlich stark veränderliche Strukturen. Sie werden wegen Ihrer enormen Höhe von der Sonne angestrahlt, die sich für den Beobachter unsichtbar unter dem Nordhorizont verbirgt.
Überall Kugelsternhaufen
Noch dominieren die Frühlingssternbilder den Himmel in südlicher Richtung. Die Jungfrau hat zu dieser Zeit den Meridian überschritten und der Löwe neigt sich hauptwärts bereits dem Westhorizont. Herkules steht nun hoch am Himmel und mit ihm zwei imposante Begleiter unserer Galaxie: Die Kugelsternhaufen M13 und M92.
Ein weiterer Kugelsternhaufen – M3 im Bärenhüter – steht nun direkt im Meridian. Südöstlich unterhalb des Bärenhüters im Grenzgebiet zum Sternbild der Schlange gelegen, kann der Fernglasbeobachter noch einen weiteren Kandidaten ausmachen: Messier 5. Neben den vielen Kugensternhaufen sind natürlich auch weiterhin zahlreiche Galaxien und Galaxiengruppen des Frühlingssternenhimmels auszumachen; etwa die Galaxiengruppe in der Jungfrau oder die Galaxien des Großen Bären, der sich immer noch fast senkrecht über unseren Köpfen befindet.
Planeten
Was die Sichtbarkeit der Planeten angeht ist Ringplanet Saturn an die Stelle von Jupiter getreten. Saturn ist nun die ganze Nacht zu sehen; denn er hat gerade die Opposition hinter sich. Er thront knapp über dem Sternbild Skorpion. Jupiter ist zusammen mit der Venus in den Abendstunden unzweifelhaft am Westhimmel auszumachen; und wenn sich die zunehmende Mondsichel am 20. am Westhorizont dazugesellt ergibt es einen Anblick, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Erst in den Morgenstunden erhebt sich Neptun aus dem Dunst der Osthorizonts; er wird aber bald von der früh einsetztenden Morgendämmg verschluckt. Das Lichtpünktchen des Pluto hingegen ist schon gegen Mitternacht im knapp nördlich des Schützen mit Profi-Fernrohren auszumachen. Und Asteroid Pallas steht fernab der Ekliptik im Herkules knapp nördlich der Verbindungslinie von δ Her (Sarin) und der Galaxie NGC 6482.
Sternschnuppen
Der Juni hat auch einige Sternschnuppenströme zu bieten; etwa die Juni-Draconiden im zirkumpolaren Drachen, die Tau-Herkuliden im Sternbild Herkules, die Libriden in der Waage und die Juni-Lyriden der Leier.
Einige Fakten
Vollmond ist am Dienstag, den 2. Juni; Neumond am Dienstag, den 16. Juni. Am 15. Juni geht die Sonne um 04:46 auf und um 21:46 unter; am Tag der Sommersonnenwende ist Sonnenuntergang erst um 21:50 bei annähernd gleichbleibender Aufgangszeit. Die Phase der Astronomischen Dämmerung wird in unseren Breiten im Juni nicht erreicht. Der Sonnenmeridian verläuft durch die Sternbilder Fuhrmann, Orion und Hase.