Der November beschert uns Hobbyastronomen reichlich dunkle und lange Nächte, die sich zur Himmelsbeobachtung eignen – wenn das Wetter stimmt! Dann nämlich können wir auf der östlichen Himmelshälfte viele neue Sternbilder erkennen, die als Vorboten den nahenden Winter ankündigen. Und eines von ihnen besitzt einen sehr merkwürdigen Stern, der mal da ist und mal nicht…
Deep Sky
Schaut man zur Standardbeobachtungszeit gegen 22:00 MEZ in der Monatsmitte tief an den nächtlichen Südhorizont, so erkennt man ein großes Sternendreieck, welches aus Sternen mittlerer scheinbarer Helligkeit besteht. Weiter östlich ist eine weitere geometrische Sternenfigur sichtbar – ein Fünfeck. Man hat es hier mit dem Cetus (Walfisch) zu tun, wobei das Sternendreieck seine gewaltige Schwanzflosse darstellt und das Fünfeck seinen Kopf. Die Sterne dazwischen bilden seinen restlichen Körper. Etwa in der Mitte dieses Körpers – gegenüber von Stern α Psc (Alrescha), der den gemeinsamen Schnittpunkt des östlichen und westlichen Fisches im Sternbild Fische bildet, erscheint ein rötlich leuchtender Stern. Sollte eigentlich, aber zur Zeit ist dort eine Lücke. Es ist Stern omikron Ceti auch Mira (der Wunderbare) genannt. Er sollte eigentlich ‚der Sonderbare‘ genannt werden, denn: er ist weg! Wo ist er hin?
Dieser seltsame Stern gehört den veränderlichen Sternen, deren Klassifizierung er seinen Namen gegeben hat: Die Mira-Veränderlichen. Zur Zeit besitzt er eine scheinbare Helligkeit von ca. 10mag – ist also für das freie Auge komplett unsichtbar. Zu Zeiten größter Helligkeit erreicht er die zweite Größenklasse und ist fast so hell wie der Polarstern. Das macht acht (!) Größenklassen Unterschied und ist rekordverdächtig in seiner Schwankungsbreite.
Seine Abdunklung rührt von Pulsationen seiner Größe her, die er regelmäßig ausführt: Er kontrahiert und expandiert. In Zeiten größter Kontraktion, wo er am kleinsten ist, steigt seine Oberflächentemperatur an und er strahl für uns im sichtbaren Licht. Ist er expandiert, also am größten, ist sein Spektrum ins Langwellige verschoben und für unsere Augen nicht mehr zu sehen.
Mira ist riesig: Seine Größe schwankt regelmäßig zwischen dem 330-fachen Durchmesser unserer Sonne und dem 400-fachen! Die Entfernung zu diesem ‚Sonderbaren‘ beträgt etwa 300 Lichtjahre. Die Periode des unsymmetrischen Leuchtwechsels beträgt ca. 332 Tag, wobei es vom Maximum zum Minimum 206 Tage und wieder vom Minimum zum Maximum etwa 126 Tage dauert.
Noch weiter südlich des Walfischs zieht sich eine unauffällige Kette von Sternen nahe des Horizonts in die östliche Richtung. Es ist der ‚Fluss Eridanus‘, der in unseren Breiten nicht vollständig zu sehen ist. Viele seiner Sterne befinden sich auf dem Südhimmel und sind von uns aus gesehen immer unter dem Horizont. Er endet direkt westlich des Sternbild Orion knapp westlich des Sterns Rigel.
Nordöstlich des Walfischs befindet sich das Sternbild Stier – es ist ein Tierkreis-Sternbild; die Sonne befindet sich darin im Wonnemonat Mai. Hellster Stern ist hier der orange-rot leuchtende Aldebaran. Er ist ca. 45 Lichtjahre von uns entfernt. In seiner Umgebung finden sich weitere Sterne, die ein auf der Seite liegendes V beschreiben, wenn er sich am Osthorizont befindet. Diese Sterne (außer Aldebaran selbst) gehören dem offenen Sternhaufen der Hyaden an, welches auch Regengestirn genannt wird. Weiter nördlich davon befindet sich ein weiterer, kompakter Sternhaufen: Das Siebengestirn (oder auch Plejaden genannt). Dieser offene Sternhaufen ist mit ca. 400 Lichtjahren etwas weiter entfernt als die o.g. Hyaden mit ca. 150 Lichtjahren.
Weiter nördlich, in der Wintermilchstraße gelegen, schließt sich das Sternbild des Fuhrmanns an. Es bildet ein unregelmäßiges, größeres Fünfeck. Sein hellstes Sternsystem, die gelbliche Kapella, ist etwa 43 Lichtjahre entfernt. Schauf man auf dieses Sternbild, so blickt man direkt hinaus zum Antizentrum, also der uns nächsten ‚Kante‘ unserer Milchstraße. Der Fuhrmann ist gewissermaßen das Gegenpart-Sternbild des Schützen, in dem das galaktische Zentrum liegt. Das Sternbild Fuhrmann ist reich an DeepSky-Objekten, etwa die offenen Sternhaufen M36, M37 und M38.
Planeten
Gegen 22:00 MESZ lassen sich von West nach Ost sage und schreibe fünf Planeten beobachten: Saturn (im Wassermann), Neptun (in den Fischen), Uranus (im Widder), Jupiter (im Stier) und Mars (im Krebs).
Die Gasplaneten-Tiefkühltruhen Uranus und Neptun sind aufgrund ihrer enormen Distanz zur Sonne (und zur Erde) leider nur mit Hilfe von Teleskopen als quasi punktförmige Objekte zu beobachten und geben auch in größeren Amateurinstrumenten keine Oberflächendetails preis.
Dagegen können Saturn, Jupiter und Mars (wiederum von West nach Ost) sehr gut mit bloßem Auge und sehr viel besser und oberflächendetailreicher mit Teleskopen beobachtet werden.
Auch unser innerer Nachbarplanet, die Venus, kann kurz nach Sonnenuntergang tief im Süden beobachtet werden. Sie befindet sich im Sternbild des Schützen und verschwindet allerdings schon gegen 18:00 Uhr MEZ in den Dunstschichten des Südwesthorizonts.
Kometen
Im Gegensatz zum Vormonat, an dem man tatsächlich einen Kometen (Tsuchinschan-Atlas) freiäugig am Westhorizont beobachten konnte, sieht es im November 2024 mit Kometen ziemlich mau aus, zumindest zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Beitrags. Die folgenden Kometen können voraussichtlich nur mit größeren Teleskopen oder mit astrofotografischer Ausstattung beobachtet werden:
Komet C/2022 N2 (PANSTARRS) weist eine Magnitude von 15.8 auf und befindet sich im Sternbild Wassermann knapp nordwestlich des Ringplaneten Saturn. Mit entsprechender Brennweite müssten sich sogar beide Objekt auf einem Bild ablichten lassen.
Im Sternbild Schwan, knapp südwestlich vom Mittelstern Sadr, befindet sich zur Monatsmitte der Komet C/2021 S3 (PANSTARRS). Er erreicht eine Magnitude von ca. 13.8.
Am 15. November hat man die seltene Gelegenheit, in den Abendstunden den Kugelsternhaufen M13 im Sternbild Herkules mit einem Vordergrundkometen zu fotografieren! Es ist C/2024 J2 (Wierzchos), der sich mit einer scheinbaren Helligkeit von ca. 16.6 vor diesem berühmten Deep-Sky- Objekt befindet. Eine fantastische Kombination!
Meteorenströme
Die Leoniden sind ein Meteorenstrom, die in der zweiten Nachthälfte beobachtet werden kann; denn der scheinbarer Ausstrahlungspunkt befindet sich im Sternbild Löwe am Osthorizont. Es ist mit etwa 15 Meteoren pro Stunde zu rechnen; das Maximum wird am 17. November erwartet.
Fast die gesamte Nacht können die Sternschnuppen der Nördlichen Tauriden ins Auge fallen; sie scheinen dem Sternbild Stier zu entspringen. Bei ihnen ist mit etwa 10 Meteoren pro Stunde zu rechnen.
Im Sternbild Einhorn (östlich des Orions) kann ebenfalls Schnuppenaktivität auftreten. Hier handelt es sich um die Alpha-Monocerotiden, die am 21. November ihre maximale Aktivität entfalten. Die Fallraten können erheblich schwanken; es sind sogar schon bis zu 500 (!) Meteore pro Stunde gezählt worden.
Sonne & Mond
Sonnenaufgang ist am 15. November gegen 07:45 MEZ, Sonnenuntergang um etwa 16:20. Die Sonne befindet sich zu diesem Zeitpunkt im Sternbild Waage. Der Sonnenmeridian führt durch die Sternbilder Kleiner Bär, Drache, Bärenhüter, Nördliche Krone, Schlange und Waage.
Neumond ist am Freitag, den 1. November im Sternbild Waage und Vollmond am Freitag, den 15. November im Ostteil des Sternbilds Widder.