Blendet man die Schlechtwetterfronten im November großzügigerweise aus, so beginnt für die (Hobby-)Astronomen in diesem Monat das Paradies auf Erden: Frühe Dunkelheit, lange Nächte und damit ein sehr abwechslungsreicher Sternenhimmel. Während nach Einbruch der Dunkelheit im Westen die Reste des Frühlingssternenhimmels(!) zu sehen sind, lässt sich noch bis gegen 22:00 Uhr die Sommermilchstraße im Südwesten bestaunen. Ab 23:00 gibt es dann das Hauptprogramm – den Herbsthimmel mit Pegasus, Andromeda, Perseus & Co. und in der 2. Nachthälfte den Sternenhimmel des herannahenden Winters. Was das nichts ist!
Sternenhimmel & DeepSky
Ja, es gibt viel zu sehen im November. Die prominentesten Sternbilder, die in der späten ersten Nachthälfte (ca. 23:00 Uhr) hoch im Osten stehen, sind Stier, Perseus, Widder, Fische und Walfisch. Das Herbstviereck des Pegasus steht zu dieser Zeit bereits auf der westlichen Himmelshälfte. Die Sternbilder Widder, Fische und Walfisch liegen etwas abseits der Milchstraße. Ganz ähnlich wie zur Zeit der Frühlingssternbilder ermöglichen auch sie den tiefen Blick in den Kosmos; Galaxienjäger können sie hier ganz austoben. So beherbergt der Widder die seltsam geformte Galaxie NGC 772 und der Walfisch die nicht minder eigenartig strukturierte Galaxie M77. Im Gegensaz dazu bietet die Galaxie M74 in den Fischen eine wunderbare Draufsicht auf ihre filigrane Spiralstruktur.
Den Perseus findet man in der Milchstraße zwischen der Sternenkette der Andromeda und dem Hauptstern des Fuhrmanns, Kapella. In diesem Sternbild kann man z.B. den offenen Sernhaufen M34 entdecken oder den (wirklich kleinen) Kleinen Hantelnebel M76. Für Astrofotografen mit Objektiven geringerer Brennweite ist der gigantische Kalifornianebel geeignet. Diese rötlich scheinende HII-Region ist mit ca. 1000 Lichtjahren das uns am nächsten gelegene Sternentstehungsgebiet.
Auch das Sternbild Stier, welches uns den bevorstehenden Winter ankündigt, steht schon gut sichtbar im Osten. Hier leuchtet sein Hauptstern Aldebaran in einer orange-roten Färbung zu uns herüber. In seinem Hintergrund stehen die Hyaden; ein sehr naher offener Sternhaufen. Und auf seiner Schulter liegt ein weiterer, kompakter Sternhaufen, der auch im Volksmund gut bekannt ist: Das Siebengestirn oder auch Plejaden genannt.
Am östlichen Horn des Stiers befindet sich ein ganz besonderes Objekt: Der Supernova-Überrest M1. Er kann bereits mit einfachen Fernrohen unter dunklen Sichtbedingungen studiert werden und liefert Astrofotografen eine phänomenale Struktur.
Planeten
Immer noch sind in der ersten Nachthälfte die beiden größten Planeten unseres Sonnensystems, Jupiter und Saturn im Sternbild Wassermann/Steinbock bzw. Steinbock zu sehen. Sie sind sehr auffällig, weil sie die lichthellsten Objekte in dieser sonst für das menschliche Auge sehr sternenarmen Himmelsregion sind.
Der sonnenfernste Planet Neptun steht nach Einbruch der Dunkelheit im Süden, er hatte im September seine Oppostionsstellung erreicht und bietet zumindest in der ersten Nachthälfte gute Sichtbedingungen. Aufgrund seiner enormen Distanz zur Erde lassen sich mit normalen Teleskopen keine Oberflächendetails erkennen.
Planet Uranus steht am 4./5. November in Opposition zur Sonne und erreicht dann die geringste Erdentfernung. Sein ruhiges, türkisfarbenes Licht verrät ihn vor dem flimmernden Sternenhintergrund. Er lässt sich zwischen den Sternbildern Widder und Walfisch bereits mit kleinen Teleskopen aufspüren. Auch auf ihm sind keinerlei Oberflächendetails auszumachen.
Merkur als Morgenstern verabschiedet sich so langsam von der Himmelstribüne. Mit etwas Glück kann man ihn noch in den frühen Morgenstunden bis zum 7. November am Südosthorizont erspähen.
Venus fungiert im November als Abendstern. Sie steht im Sternbild Schütze und lässe sich in den frühen Abenstunden beobachten. Am Monatsanfang ergibt sich nach Sonnenuntergang am Südhorizont eine eindrucksvolle Planetenphalanx von Jupiter, Saturn und Venus!
Meteorenströme
In den Morgenstunden lassen sich zwischen den 13. und 30. November die Leoniden mit scheinbarem Ausstrahlungspunkt im Sternbild Löwe beobachten. Mit etwa 15 Sternschnuppen pro Stunde werden sie am 17. November ihr Maximum erreichen.
Im Sternbild Stier fallen gleich zwei Meteorenströme auf: Die nördlichen und südlichen Tauriden. Die ersteren haben ihr Maximum am 10. November, die anderen am 5. November. Die Tauriden sind relativ lange am Himmel aktiv; man kann sie schon ab September beobachten.
In der 2. Nachthälfte in den frühen Morgenstunden huschen die Alpha-Monocerotiden im Sternbild Einhorn über den noch dunklen Nachthimmel. Sie können manchmal mit explosionsartigen Fallraten von 100 – 500 Meteoren pro Stunde aufwarten; ihr Höhepunkt ist am 21. November zu erwarten.
Kometen
Knapp nordöstlich ‚unterhalb‘ von Stern Pollux in den Zwillingen steht zur Monatsmitte Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko. Er besitzt eine scheinbare Helligkeit von ca. 12.0 Mag. Aufgrund seiner geringen Helligkeit ist er, wie alle anderen Kometen in diesem Monat, nicht mit bloßem Auge zu beobachten.
Gleich um die Ecke, nordöstlich von Stern Kastor im Sternbild Luchs, steht am 15. November Komet C/2019 L3 (ATLAS) mit einer Helligkeit von 12.65.
Und noch ein Komet in den Zwillingen! Es handelt sich um Komet 4P/Faye. Er steht östlich des östlichen Fußsterns ξ Gem mit einer scheinbaren Helligkeit von 13.11. Auch er ist ein reines Fernrohrobjekt bzw. nur fotografisch nachweisbar.
Sonne & Mond
Sonnenaufgang ist am 15. November 2021 gegen 7:45 Uhr, Sonnenuntergung um 16:20 Uhr. Die Sonne steht an diesem Tag im Sternbild Waage. Der Sonnenmeridian durchläuft die Sternbilder Drache, Bärenhüter, Nördliche Krone, Schlange (west) und Waage.
Neumond ist am Donnerstag, den 4. November im Grenzbereich der Sternbilder Jungfrau und Waage. Vollmond fällt auf Freitag, den 19. November. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich der Mond im goldenen Tor der Ekliptik zwischen den offenen Sternhaufen der Plejaden und Hyaden im Sternbild Stier. An diesem Tag findet auch eine partielle Mondfinsternis statt, die aber von Mitteleuropa nicht sichtbar sondern ausschließlich pazifischen Raum beobachtbar ist.