Am 4. Kurstag trafen wir uns wieder im Klassenraum unserer Schule – der Himmel war leider bewölkt und es regnete. Die Zeit wurde genutzt, um den Astronomie-Einsteigern den grundlegenden Umgang mit Teleskopen zu zeigen.
Ganz am Anfang wurden unsere Neulinge mit den Bezeichnungen der wichtigsten Teleskopteile bekannt gemacht, aus denen eine einfache Teleskopoptik aufgebaut ist. Hierzu zählen:
Der Tubus – das Rohr, in dem die Lichtstrahlen hindurchlaufen. Es wird bei Linsenteleskopen (auch Refraktoren genannt) am vorderen Ende begrenzt durch das Objektiv. Dieses besitzt ein Linsensystem, welches für die Lichtbündelung zuständig ist. Bei Spiegelteleskopen ist es in Form eines Hohlspiegels in der Innenseite des Tubus verbaut. Am anderen Ende des Tubus befindet sich bei Linsenteleskopen und einigen Spiegelteleskopen der Okularauszug. Bei Newton-Spiegeltelskopen hingegen ist der Okularauszug am oberen Ende des Tubus angebracht.
Vor dem Objektiv, also dort, wo das Sternenlicht einfällt, ist meistens noch eine sog, Taukappe aufgesetzt. Sie verhindert bzw. verzögert das Beschlagen des Refraktor-Objektivs mit Tautröpfchen und blendet seitlich einfallendes Streulicht ab.
In den Okularauszug können nun auswechselbare Okulare eingesetzt werden. Sie bestimmen den wahrnehmbaren Bildausschnitt und die Vergrößerung. Bei letzterem definiert das Verhältnis von Objektivbrennweite zur Okularbrennweite die Stärke der Vergrößerung: Je höher die Objektivbrennweite, desto größer ist die Vergrößerung. Und je größer die Okularbrennweite, desto kleiner wird die Vergrößerung. Mit Hilfe das Fokussierrades, welches seitlich am Okularauszug angebracht ist, lässt sich nun ein scharfes Bild einstellen. Für Linsenteleskope ist innerhalb des Okularauszuges noch ein Umlenkspiegel verbaut, der dazu dient, den Okular-Einblick von oben anstatt von hinten zu ermöglichen, was insbesondere die Beobachtung steil am Himmel stehender Objekte vereinfacht.
Seitlich am Teleskop (der sog. Hauptoptik) befindet sich entweder ein Sucherfernrohr (ein Fernhöhrchen im Miniformat) oder ein sog. Leuchtpunktsucher. Dieses ist ein einer verstellbaren Sucherhalterung eingebaut.
Größere Teleskope schließlich werden von Rohrschellen umfasst, die auf einer Prismenschiene montiert sind. Die Prismenschiene wiederum wird auf die Montierung geklemmt, die das Teleskop mit dem Stativ verbindet. Eine Ausnahme bilden die sog. Dobson-Teleskope (s. Bild oben), die direkt auf eine drehbare Rockerbox gesetzt werden
Nicht unerwähnt sollte hier noch die Transportschutzkappe sein. Sie schützt das Objektiv gegen Beschädigungen bei Lagerung und Transport. Sie wird natürlich zu den Beobachtungen entfernt. In der Mitte befindet sich bei einigen Schutzkappen noch ein Deckel, der ein zentrales kleineres Blendenloch abdeckt. Benutzt wird diese Abdeckung bei Beobachtungen des hellen Mondes, damit die Blendung nicht zu stark wird.
Es gilt die strikte Regel: Niemals mit einem normalen Teleskop, Fernglas oder Sucherfernrohr in die Sonne schauen. Auch nicht mit dem Blendenloch der Transportkappe. Durch die Lichtbündelung dieser Instrumente besteht die Gefahr einer augenblicklichen und dauerhaften Erblindung, da die Netzhaut im Auge irreparabel zerstört wird.
Vielen Teleskop-Anfängern ist anfangs gar nicht so klar, dass man, nachdem man es aufgestellt hat, nicht einfach durch das Teleskop schauen kann und schon hat man das gewünschte Objekt im Sichtfeld – das wird höchstens nur beim Mond funktionieren. Bei kleineren Objekten, wie z.B. Sterne, Sternhaufen, Galaxien usw. sollte man zunächst das Sucherfernrohr benutzen, welches seitlich an der Hauptoptik angebracht ist. Dieses Sucherfernrohr liefert wegen seiner kleinen Brennweite ein sehr großes Sichtfeld und erleichtert das Auffinden des gewünschten Objekts enorm. Hierzu ist es aber zwingend erforderlich, dass das Sucherfernrohr in die exakt gleiche Richtung schauen muss wie die Hauptoptik.
Das Zusammenspiel von Sucher und Hauptoptik
Doch wie stellt man das Sucherfernrohr korrekt ein? Hierzu sucht man sich bei Tageslicht zunächst ein entferntes Objekt in mindestens 2 km Entfernung; z.B. eine Kirchturmspitze. Mit der Hauptoptik versucht man nun, dieses Ziel im Sichtfeld der Hauptoptik des Teleskops einzufangen und zu zentrieren.
Anschließend blickt man durch das kleine Sucherfernrohr. I.a. wird die Kirchturmspitze nicht in der Mitte des Sichtfeldes des Sucherfernrohrs erscheinen. Um das zu erreichen, löst man ein wenig die Stellschrauben an der Halterung des Sucherfernrohrs. Nun kann die Kirchturmspitze auch hier in die Mitte des Sichtfeldes gebracht werden. Hat man das geschafft, ist nun sichergestellt, dass alle Objekte, die man im großen Sichtfeld des Sucherfernrohrs mittig erfasst, auch in dem kleineren Sichtfeld der Hauptoptik ebenfalls zentriert erscheinen.
Geschafft! Nun ist das Teleskop bereit für die frustfreie Pirsch nach astronomischen Schätzen 🙂