Sterne werden in gigantisch-galaktischen Wasserstoffwolken geboren. Doch wie kann man als Hobbyastronom mit minimalem Geräteaufwand diese Gebiete am besten beobachten? Zu dieser Frage wurden am 3. Kurstag mehrere Möglichkeiten erörtert.
Die Mutter aller Sternengeburtsstätten beobachten
Den allergeringsten Aufwand an astronomischem Gerät zur Beobachtung einer Sternengeburtsstätte hat man beim Orionnebel. Denn dieser kann bereits mit bloßem Auge als ‚Schwertstern‘ unterhalb der Gürtelsterne des Sternbilds Orion gesehen werden.
Aber die flächige Ausdehnung des Nebels offenbart sich erst bei einer Beobachtung mit einem Fernglas oder noch besser mit einem Fernrohr. Man erkennt unterschiedlich hell leuchtende Strukturen, Dunkelnebelfragmente aber auch eine Menge junger Sterne darin, die mit ihrer intensiven Strahlung den Orionnebel (M42) zum Leuchten anregen.
Leider ist M42 der einzige Emissionsnebel, der mit bloßem Auge und mit kleineren Teleskopen zu erkennen ist; die meisten anderen Nebel leuchten zu schwach, als dass man sie mit Einsteiger-Equipment direkt beobachten kann. Einen wesentlichen Einfluss auf die Sichtbarkeit dieser Nebel hat leider auch die allgegenwärtige Lichtverschmutzung. So lässt sich abseits des störenden Lichts unserer Städte sogar der Nordamerikanebel im Schwan bei dunklem Nachthimmel mit mittleren Teleskopen (schätzungsweise ab 10“ Öffnung) beobachten.
Das Auge betrügt!
Trotzdem hat die visuelle Beobachtung von H2-Gebieten einen gravierenden Nachteil: Man erkennt keine Farben! Denn die schwache Flächenhelligkeit genügt nicht, um die für das Farbsehen zuständigen Zäpfchenzellen in unserer Netzhaut anzuregen. Stattdessen werden die sog. Stäbchenzellen bei schwachen Sichtverhältnissen genutzt. Diese können zwar besser Helligkeitsunterschiede wahrnehmen, jedoch keine Farben. Nicht umsonst gilt der Spruch: ‚Nachts sind alle Katzen grau‘!
Nebelgebiete fotografieren – ohne Fernrohr
Um das H-Alpha-Rot der leuchtenden Emissionsnebel, in der neue Sterne geboren werden, zu erkennen, ist unbestechliche Sensorik notwendig. Hierzu werden von Profis spezielle Astro-Kameras eingesetzt; für den Anfänger und Fortgeschrittenen tun aber auch digitale Spiegelreflexkameras (sog. DSLRs) gute bis sehr gute Dienste.
Man kann diese Kameras, die eigentlich für die Tageslichtfotografie zugeschnitten sind, für die Astrofotografie weiter optimieren. Hierzu wird aus der eingebauten Filtereinheit der Kamera z.B. der Rotfilter entfernt. Das führt dazu, dass die rot leuchtenden H-alpha-Nebelgebiete in galaktischen Wolken um ein Vielfaches besser zur Geltung kommen. In der Tageslichtfotografie weisen diese Kameras dann einen Rotstich; den man durch einen manuellen Weißabgleich aber ganz gut bändigen kann (aber eigentlich sollten die astromodifizierten Kameras schwerpunktmäßig für die Astrofotografie genutzt werden :). Den Astro-Umbau sollten Laien jedoch nicht selbst vornehmen, sondern Profis überlassen. In entsprechenden Internetforen wird man schnell fündig!
Möchte man einen Emissionsnebel mit einer DSLR ablichten, sind Einzelbelichtungszeiten von mindestens einer Minute erforderlich. Auch ein Stativ ist zwingend erforderlich, auf dem die Kamera aufgebaut wird, um Verwackler auszuschließen. Bei einer Brennweite mit einem Teleobjektiv von z.B. 300 mm wird man dann aber feststellen, dass die Sterne zu Strichen verzogen sind, da während der Belichtungszeit die Sterne aufgrund der Erdrotation schon etwas nach Westen gedriftet sind. Um diesen Strich-Effekt auszugleichen, wird noch ein sog. Star-Tracker benötigt, der zwischen Stativ und Kamera gebaut und möglichst genau auf den Polstern ausgerichtet wird. Die Kamera befindet sich nun auf dem Drehteller des Star-Trackers, der nun die Erdrotation ausgleicht und den Strich-Effekt ziemlich gut kompensieren kann. Nun ist es möglich, bereits auf einem Einzelbild bei entsprechende Belichtungszeit den rot leuchtenden Nebel zu erkennen!
Lohnenswerte Sternengeburtsstätten, die sich mit der o.g. Technik ablichten lassen, sind z.B. der Kalifornia-Nebel im Sternbild Perseus, der Nordamerikanebel im Schwan und selbstverständlich der Orionnebel in den Schwertsternen des Sternbild Orion.